/ 21.06.2013
Claudia Bogedan / Till Müller-Schoell / Astrid Ziegler (Hrsg.)
Demografischer Wandel als Chance. Erneuerung gesellschaftlicher Solidaritätsbeziehungen?
Hamburg: VSA 2008; 193 S.; 14,80 €; ISBN 978-3-89965-328-1Wie sehen „Handlungsoptionen des gestaltenden Staates“ (18) im demografischen Wandel auf den Politikfeldern Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Soziales aus, wenn man Schrumpfung und Alterung nicht nur negativ sieht? Die Hans-Böckler-Stiftung hat sich diesem Thema in einer Tagung unter dem Titel „Chancen des demografischen Wandels“ gewidmet; in diesem Sammelband sind die Ergebnisse zusammengefasst. Die negativen Entwicklungen werden nicht geleugnet, aber die Autoren suchen nach Alternativen. Senioren werden als Wirtschaftsfaktor beschrieben, Innovationsimpulse sieht Scharfenorth in der Altenpflege und der Krankenversorgung. Hilbert/ Dahlbeck/Enste bewerten die Gesundheitswirtschaft als Zukunftsmotor, weil sie „eine ausgesprochen positive Wachstums- und Beschäftigungsdynamik entfaltet“ (62). Naegele plädiert für Reformen im Sinne einer „sozialen Lebenslaufpolitik“ (135), die auf eine andere Verteilung der Arbeit und eine bessere Absicherung von Risiken abzielt, die auch durch unterbrochene Erwerbsbiografien entstehen. Außerdem setzt Naegele Akzente bei der „institutionalisierte[n] Förderung von kontinuierlichem oder lebenslangem Lernen“ (136). Neue Impulse für die Gestaltung des demografischen Wandels in der betrieblichen Praxis erwartet Ruf, wenn die Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer systematisch verbessert wird – in gemeinsamen Anstrengungen des Unternehmens und der Beschäftigten. Beetz fordert „einen anderen öffentlichen und politischen Diskurs“ (61) in der Regionalisierungs- und Peripherisierungsdebatte. Statt Schwarzmalerei sei das Offenhalten von Optionen für kreative Lösungen gefragt. Das setzt allerdings voraus, dass die öffentliche Hand bereit ist, den Wandel zu steuern und dabei auch periphere Regionen nicht abzuschreiben. Man dürfe nicht allein auf Wachstumskerne setzen. Der Band, der an Praktiker in Politik, Gewerkschaften und Unternehmen gerichtet ist, korrigiert das negative Bild des demografischen Wandels, kann aber nur erste Ansätze für positive Impulse in Einzelbereichen liefern.
Armin König (AK)
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
Rubrizierung: 2.342 | 2.325 | 2.35
Empfohlene Zitierweise: Armin König, Rezension zu: Claudia Bogedan / Till Müller-Schoell / Astrid Ziegler (Hrsg.): Demografischer Wandel als Chance. Hamburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30134-demografischer-wandel-als-chance_35729, veröffentlicht am 20.01.2009.
Buch-Nr.: 35729
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Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
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