/ 21.06.2013

Manfred Wulff
Die Beschäftigungs- und Sozialpolitik im Spannungsfeld der Interessen
Marburg: Metropolis-Verlag 2008; 228 S.; 28,- €; ISBN 978-3-89518-674-5Manfred Wulff legt mit diesem Buch ein überzeugtes Plädoyer für den Liberalismus vor, ohne dabei dem oft üblichen Dogmatismus zu verfallen. Die aktuellen Probleme der Beschäftigungs- und Sozialpolitik würden, so der Autor, meist ungerechtfertigt dem Neoliberalismus in die Schuhe geschoben. Demgegenüber zeigt er in einer ideengeschichtlichen Abhandlung zunächst auf, inwiefern die Leitbilder des Liberalismus von jeher selbst mit dem Ziel einer solidarischen Gesellschaft verbunden waren. Laut Wulff rühren gesellschaftliche Fehlentwicklungen weniger vom Liberalismus selbst, sondern von der Tatsache, dass den Liberalen niemals die (angestrebte) Lösung des Machtproblems gelungen sei. Das Machtproblem steht im weiteren Verlauf auch im Mittelpunkt der Untersuchung. Es besagt grob, dass jede gesellschaftliche Gruppe die Erfüllung ihrer liberalen Forderungen nutzte, um die eigenen Interessen zu sichern und die ebenfalls liberalen Forderungen anderer Gruppen abzuwehren. Da dies aber gerade der Logik des Liberalismus entspricht, kann dieser das Machtproblem selbst nicht lösen. Wulff schlägt deshalb eine pragmatische Herangehensweise vor: der Liberalismus sollte sich verstärkt anderen gesellschaftlichen Leitbildern öffnen, statt diese unerprobt zurückzuweisen. Während das Buch viele interessante Anknüpfungspunkte für einen theoretischen und gesellschaftlichen Dialog bietet, verfällt der Autor allerdings wiederholt in die von ihm selbst kritisierten Denkmuster. So wird etwa betont, dass jeder neuen gesellschaftlichen Problemstellung eine fallspezifische Logik innewohne, deren Lösung nicht einer Standardideologie gehorchen dürfe. Demgegenüber werden jedoch den Akteuren stark pauschalisierte Interessen zugeordnet, was letztlich dazu führt, dass viele der Reformvorschläge des Autors praktisch wortgleich mit dem zuvor kritisierten neoliberalen Standarddiskurs ausfallen. Dennoch stellt das Buch eine Bereicherung der Liberalismusliteratur dar und ist gleichermaßen als Lehrbuch wie auch als Einstieg für weitergehende wissenschaftliche Debatten geeignet.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.342 | 2.331 | 5.45
Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Manfred Wulff: Die Beschäftigungs- und Sozialpolitik im Spannungsfeld der Interessen Marburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29752-die-beschaeftigungs--und-sozialpolitik-im-spannungsfeld-der-interessen_35237, veröffentlicht am 13.01.2009.
Buch-Nr.: 35237
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Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
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