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/ 18.06.2013
Thomas Gehring

Die Europäische Union als komplexe internationale Organisation. Wie durch Kommunikation und Entscheidung soziale Ordnung entsteht

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2002 (Weltpolitik im 21. Jahrhundert 8); 322 S.; brosch., 20,- €; ISBN 3-7890-7877-8
Politikwiss. Habilitationsschrift FU Berlin. - Für diese Arbeit stellt der Autor eine scheinbar simple Frage, aus der sich bei näherer Betrachtung jedoch zahlreiche gewichtige Probleme ergeben: Kann man die Europäische Union trotz ihrer vielen Besonderheiten als internationale Organisation ansehen? Mit dieser Frage knüpft er an frühere Forschungen an, die die EU entweder als eigenständigen Akteur oder aber als zwischen diesem und einem internationalen Regime zu verortendes Subjekt beschrieben. Gehring geht von der Annahme aus, dass sich Staaten und andere Akteure im Rahmen der Europäischen Union nicht aus eigenem Antrieb anders verhalten als in internationalen Regimen und Organisationen mit vergleichbaren Tätigkeitsfeldern. Zu fragen sei daher, welche spezifischen Rahmenbedingungen die EU setze, um auf das Verhalten von Akteuren Einfluss zu nehmen. Damit ist die Arbeit an der Schwelle zwischen der Integrationstheorie und der Theorie internationaler Institutionen angesiedelt. Ausgehend von Keohanes funktionaler Theorie internationaler Regime sowie Luhmanns Theorie sozialer Systeme entwickelt der Autor eine zwischen Rationalismus und Konstruktivismus angesiedelte Theorie "spezifischer" internationaler Institutionen. Unter diesen versteht er Institutionen, die von Staaten mit dem Ziel errichtet und getragen werden, auf das Verhalten relevanter Akteure Einfluss zu nehmen, um Kooperation zu fördern. Nur diese, so der Autor, bildeten die Grundlage für eine öffentlich getragene und gestaltungsfähige Politik jenseits des Nationalstaates. Inhaltsübersicht: II. Zwischen Rationalismus und Konstruktivismus: Grundlagen einer Theorie spezifischer internationaler Institutionen; III. Das Orientierungsproblem als Quelle der sozialen Ordnung; IV. Die Konstruktion eines Verhandlungsraums als Voraussetzung für die Steuerung durch internationale Institutionen; V. Verhandlungen: ein Mechanismus zur Überwindung des Orientierungsproblems durch Kommunikation; VI. Das Verhandlungssystem als Grundform der spezifischen internationalen Institution; VII. Die Bearbeitung des Orientierungsproblems im Rahmen differenzierter institutioneller Entscheidungsprozesse; VIII. Handlungsfähigkeit und Autonomie komplexer internationaler Institutionen; IX. Die Europäische Union als komplexe internationale Institution; X. Fazit - Komplexe internationale Institutionen und das Entstehen sozialer Ordnung durch Kommunikation und Entscheidung.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 3.1 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Thomas Gehring: Die Europäische Union als komplexe internationale Organisation. Baden-Baden: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/17165-die-europaeische-union-als-komplexe-internationale-organisation_19746, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19746 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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