/ 24.09.2015
Daniela Schwarzer
Die Europäische Währungsunion
Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2015 (Brennpunkt Politik); 160 S.; kart., 18,- €; ISBN 978-3-17-022946-4Nachdem die Frage nach der Verfassung der Eurozone und dem Projekt der europäischen Währungsunion kürzlich eine Zuspitzung in Form eines Beinahe‑Grexits gefunden hat, erscheint es angebracht, sich die Grundlagen der gemeinsamen Währung vor Augen zu führen. Dafür eignet sich das Buch von Daniela Schwarzer, die einen Blick auf die unterschiedlichen Facetten dieses Themas wirft. Verschiedene Bestandteile werden klar strukturiert in einzelnen Kapiteln erläutert, darunter die allgemeine Integrationsgeschichte der EU, die Überlegungen zu ökonomischen Grundlagen von (optimalen) Währungsräumen und eine Aufzählung der verschiedenen Akteure in der Währungsunion sowie eine Darstellung ihrer Interdependenzen. Die Krise ist für Schwarzer zu einem Teil eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, der Mechanismus ergab sich nicht allein aus einer unverantwortlichen Politik öffentlicher Haushalte. Vielmehr existierten tiefer liegende Ursachen, denen kaum Aufmerksamkeit geschenkt wurde, darunter die fortbestehenden Divergenzen in der Wettbewerbsfähigkeit der Eurostaaten sowie die problematischen Schuldendynamiken im Privatsektor. Auch die Reaktionen auf die Krise schildert die Autorin ausführlich. Dabei zeigt sie auf, wie sich durch mehrere Maßnahmen eine stärkere Koordinierung innerhalb der Eurozone und somit eine Ausdifferenzierung des Währungsverbundes innerhalb der EU ergab. Weiterhin lobt sie die Anstrengungen zur besseren Koordinierung der Bankenaufsicht, auch wenn sie diese Aufgabe als noch nicht gelöst betrachtet. In ihren Schlussfolgerungen macht die Autorin einige Vorschläge, um ähnliche Krisen in Zukunft zu verhindern, wobei sie klar in Richtung weiterer Integration zeigt. So könnten europäische Steuern oder Sozialsysteme als automatische Stabilisatoren dienen und über die Einführung von Eurobonds einzelne Staaten von ungünstigen Refinanzierungsbedingungen befreit werden. Dass die Autorin ganz zum Schluss dann noch die Idee der „Europäischen Republik“ (146) einwirft, kann man übermütig finden, ist aus ihrer Argumentation heraus jedoch nur folgerichtig. Das Buch verfügt nicht über eigene theoretische oder methodische Neuerungen, was auch nicht die Absicht ist. Schwarzer versucht vielmehr, die Zusammenhänge der Gemeinschaftswährung fundiert, aber allgemein verständlich darzustellen. Und dies ist ihr gut gelungen.
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Rubrizierung: 3.5 | 3.1 Empfohlene Zitierweise: Max Lüggert, Rezension zu: Daniela Schwarzer: Die Europäische Währungsunion Stuttgart: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38886-die-europaeische-waehrungsunion_43602, veröffentlicht am 24.09.2015. Buch-Nr.: 43602 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA