/ 03.06.2013
Peter Lösche / Franz Walter
Die FDP. Richtungsstreit und Zukunftszweifel
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1996; 219 S.; 24,90 DM; ISBN 3-534-80195-4Systematisch werden die Geschichte des Liberalismus, die spezifischen Charakteristika der FDP und die Frage nach der Zukunft dieser Partei behandelt. Wie im Untertitel angedeutet liegt der Schwerpunkt auf dem typischen Problem der FPD: Warum fällt es dieser Partei so schwer, sich einen dauerhaften Platz im Parteiensystem und in den deutschen Parlamenten zu sichern? Die Autoren führen aus, welche Faktoren sie für Instabilität und mangelnde Zukunftsperspektiven der FPD verantwortlich machen. Neben strukturellen Problemen, die sie für typisch für die Liberalen halten (Individualismus, mangelnde Disziplin, unterschiedliche, ja konträre Meinungen über das spezifisch Liberale [163]), werden z. B. Veränderungen im Parteiensystem und in Wählermilieus sowie Profillosigkeit und zu starke Anpassung an den Koalitionspartner angeführt: Das altständische bürgerliche Milieu, das in den fünfziger und sechziger Jahren das Rückgrat der FDP bildete, hat sich im Zuge sozialen Wandels aufgelöst, die Einbindung der "neuen bürgerlich-libertären Milieus" habe die FDP in "ignoranter Blindheit den Grünen überlassen" (197). Als symptomatisch für den Zustand der Partei wird weiterhin die Zweitstimmenkampagne während der Bundestagswahl 1994 betrachtet, die unter dem Motto "Wer Kohl will, muß Kinkel wählen" ablief. Wo die FDP mit ihren (eigenen) Zielen stand, sei nicht deutlich geworden.
Zwar haben die Liberalen es 1994 sowie besonders nach der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 1996 (9 v.H.) noch einmal geschafft, die Fünfprozentgrenze zu überspringen, doch - so der abschließende Ratschlag der Autoren -, werden sie zukünftig vielleicht nur dann im Parteiensystem und in Parlamenten bleiben, wenn sie es mit einer Rechtsdrehung à la Haider versuchen würden. Da das linke und linksliberale Spektrum durch etablierte Parteien besetzt, Rechtspopulismus aber bei Wählern wieder sehr im Kommen sei, würde eine entsprechende Orientierung der Liberalen überhaupt die einzige Chance darstellen, Wähler an sich zu binden (209-214). Was das mit Liberalismus zu tun hätte, verraten uns die Autoren allerdings nicht.
Inhalt: Zur Geschichte des Liberalismus und der FDP: Historische Voraussetzungen und gesellschaftlicher Rahmen; Linksliberal oder deutschnational? Die frühen Jahre der FDP 1946-1952; Angst vor Adenauers Würgegriff 1953-1958; National, altmittelständisch und selbstzufrieden: Im Juste Milieu der Republik 1959-1965; Verpaßte Chancen: Das Scheitern des Sozialliberalismus 1967-1973; Wirtschaftsliberal und antireformistisch: Die Liberalen im Kabinett Schmidt 1974-1980; Liberale Wende: Zurück ins bürgerliche Lager 1981-1983; Liberales Zwischenhoch: Korrektiv und Ventilpartei in der Regierung Kohl 1983-1990. Die FDP: Honoratiorenpartei besonderen Typs? Das teuflische Dreieck: Die FDP in der Finanzierungsklemme; Mehr als ein Personenklüngel? Zur Organisation der FDP. Die Krise der FDP in den neunziger Jahren: Hat die FDP noch eine Zukunft? Tiefer Fall nach großer Hoffnung; Verlust der Korrektivfähigkeit; Mangel an Profil?; Haiderisierung: Eine Zukunftschance für die FDP?
Petra Beckmann-Schulz (Bm)
Dr., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.331 | 2.313
Empfohlene Zitierweise: Petra Beckmann-Schulz, Rezension zu: Peter Lösche / Franz Walter: Die FDP. Darmstadt: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1140-die-fdp_1147, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1147
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Dr., Politikwissenschaftlerin.
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