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/ 06.06.2013
Ulrich Enders (Bearb.)

Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung. Kabinettsausschuß für Wirtschaft. Band 1: 1951-1953

München: R. Oldenbourg Verlag 1999; 413 S.; 70,- DM; ISBN 3-486-56393-9
Die Koreakrise führte wirtschaftlich auch in der Bundesrepublik Deutschland, ausgelöst durch eine sprunghaft wachsende Inlands- und Auslandsnachfrage, zu einem langanhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung, dem "Korea-Boom". Anfang 1951 machte sich dieser aufgrund der Krisenerscheinung zuerst einmal durch eine "Eindeckungswelle" (private Haushalte und gewerbliche Wirtschaft legten Vorräte an Lebensmitteln, Fertigwaren und industriellen Grundstoffen an) und durch einen "Ausfuhrsog" von Industriegütern und dadurch bedingt einer inflationären Tendenz im In- und Ausland bemerkbar. Bei Rohstoffen kam es zu einer Verknappung und auch Grundnahrungsmittel verteuerten sich. Sowohl nach Menge und nach Wert steigerte sich die Einfuhr. Als die Kreditlinie der Bundesrepublik Deutschland, trotz eines Sonderkredits der Europäischen Zahlungsunion, nicht auszureichen schien, setzte die Bundesregierung am 22. Februar 1951 die Liberalisierung des Handels mit den Ländern der OEEC aus. Der Mangel an Rohstoffen und Engpässe "bei der Kohleversorgung, im Energiebereich und in der Eisen- und Stahlproduktion zwangen die Bundesregierung, auch in diesen Teilbereichen auf Bewirtschaftungsmaßnahmen zurückzugreifen" (15). In dieser Situation, die von einem "Dauertief" der Bundesregierung in der Wählergunst begleitet war, rief Adenauer, von den Fähigkeiten seines Wirtschaftsministers nicht überzeugt, den Kabinettsausschuß ins Leben. Über dessen Ausgestaltung kam es zwischen ihm und Erhard zu einer Kontroverse. Diese ermöglichte ihm zwei "gleichermaßen bedrängende Probleme zu lösen", zum einen, die Meinungsverschiedenheiten im Vorfeld von Kabinettsentscheidungen austragen zu lassen, die inhaltlichen Gegensätze zu entschärfen und somit die Voraussetzungen für eine einheitliche und in sich kohärente Wirtschaftspolitik der Bundesregierung zu verbessern. Er eröffnete zum anderen dem Bundeskanzler die Möglichkeit, den Handlungsspielraum und die Aktivitäten seines Wirtschaftsministers einer schärferen Kontrolle zu unterziehen" (19). Nach Überwindung der Versorgungs- und Produktionskrise verlagerte sich der Schwerpunkt der Arbeit des Kabinettsausschusses, indem er sich verstärkt den Problemen von "Investitionen zum Abbau der Arbeitslosigkeit" (39) widmete. Günstige Voraussetzungen für die Bundesrepublik zu schaffen war die Zielsetzung von Konsumverzicht, Lohnzurückhaltung und Produktionsanreize. Das machen die Protokolle deutlich. Inhalt: Geleitwort; Zur Edition; Einleitung; Verzeichnis der Sitzungen und Tagesordnungspunkte; Protokolle; Anhang: 1. Dokumente; 2. Die Geschäftsordnung der Bundesregierung; 3. Verzeichnis der Sitzungsteilnehmer 4. Zeittafel.
Heinz-Werner Höffken (Hö)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.3222.3422.313 Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: Ulrich Enders (Bearb.): Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung. München: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8691-die-kabinettsprotokolle-der-bundesregierung_11493, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 11493 Rezension drucken
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