/ 18.06.2013
Natascha Füchtner
Die Modernisierung der Zentralverwaltung in Großbritannien und Deutschland. Strategien konservativer und sozialdemokratischer Regierungen
Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2002 (Beiträge zur Politikwissenschaft 83); XV, 499 S.; brosch., 70,60 €; ISBN 3-631-39844-1Verwaltungswiss. Diss. Speyer; Gutachter: K. König, C. Böhret. - Der Leitbegriff des „schlanken Staates" ist einem noch vertraut, das rotgrüne Nachfolgemodell des „aktivierenden Staates" schon weniger, und Diskussionen um eine Modernisierung der Verwaltung stehen zurzeit nicht mehr im Zentrum des öffentlichen Interesses. Ein guter Zeitpunkt, um das Erreichte unter die Lupe zu nehmen. Die Dissertation beschränkt sich auf die Bundesverwaltung in den 80er- und 90er-Jahren und erweitert das Thema um einen Vergleich mit Großbritannien. In Großbritannien seien zwar ähnliche parteipolitische Rahmenbedingungen vorhanden, die Modernisierungsergebnisse divergieren jedoch. Die Autorin interessiert in diesem Zusammenhang insbesondere, ob die Einstufung Deutschlands als Nachzügler gerechtfertigt ist. Teil I stellt zunächst den Neo-Institutionalismus als Analyserahmen vor, dann die beiden Verwaltungssysteme allgemein und schließlich das internationale Bezugsmodell des New Public Managements mit den Zielen des Aufgabenabbaus, der Privatisierung und der Einführung von Management-Techniken. Die Teile II und III widmen sich getrennt der Modernisierung in Großbritannien und Deutschland, zeitlich gegliedert nach konservativer und sozialdemokratischer Phase sowie nach den Themenfeldern Organisation, Finanzen, Personal und Aufgaben. Dabei wird immer zwischen Programmen und Maßnahmen getrennt, auch um die Modernisierung nicht nur an externen Maßstäben zu messen. Gemessen an den Veränderungen in Großbritannien vor allem in den 80er-Jahren fällt die Modernisierung in Deutschland bescheiden aus; gemessen an den Vorhaben in Deutschland, die nie im Sinne eines Managements auf eine Systemumkehr zielten, allerdings nicht. Und ein eindeutig moderneres System im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen an die Verwaltung kann die Autorin auch nicht ausmachen. In beiden Ländern fällt auf, dass die sozialdemokratische Regierung das konservative Projekt fortsetzt, wenn auch mit neuen Akzenten. Die Untersuchung ist sehr sorgfältig ausgeführt, leidet aber daran, dass Sachverhalte und Zusammenhänge nicht auf den Punkt gebracht werden, was sich z. B. in einer siebzigseitigen Zusammenfassung niederschlägt, von dem Gesamtumfang ganz zu schweigen.
Guido Koch (GK)
Dr., Politikwissenschaftler, Qualitätsmanagment, GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften.
Rubrizierung: 2.21 | 2.61 | 2.322
Empfohlene Zitierweise: Guido Koch, Rezension zu: Natascha Füchtner: Die Modernisierung der Zentralverwaltung in Großbritannien und Deutschland. Frankfurt a. M. u. a.: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/18502-die-modernisierung-der-zentralverwaltung-in-grossbritannien-und-deutschland_21440, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 21440
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Dr., Politikwissenschaftler, Qualitätsmanagment, GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften.
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