/ 26.09.2013
Peter Bathke / Anke Hoffstadt (Hrsg.)
Die neuen Rechten in Europa. Zwischen Neoliberalismus und Rassismus
Köln: PapyRossa Verlag 2013; 362 S.; softc., 18,- €; ISBN 978-3-89438-507-1Wie es der Untertitel des Buches – „Zwischen Neoliberalismus und Rassismus“ – nahelegt, wollen die Herausgeber Rechtspopulismus und Rechtsextremismus vor allem im Kontext von sozioökonomischen Ursachen analysieren und diskutieren. In diesem Sinne erklären sie in der Einleitung: „Zweifellos besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen dem in den 1970er‑Jahren einsetzenden Übergang der hochentwickelten kapitalistischen Staaten zum Neoliberalismus und der Ausbreitung des Rechtspopulismus.“ (10) Dieses Postulat weist auf eine gewisse Engführung der Diskussion hin, die politisch‑kulturelle oder psychologisch‑pädagogische Ursachen ausblendet. Das schlägt sich vor allem im ersten Kapitel des Sammelbandes nieder, in dem der Neoliberalismus als vorgeblicher Ausgangspunkt von Rechtsextremismus in den Blick genommen wird. Der Beitrag von Herbert Schui kommt dabei sogar völlig ohne jeden Verweis auf diesen aus. In weiteren Beiträgen wird dem Postulat der Herausgeber aber nicht gefolgt, sondern das Phänomen in einem breiteren Zusammenhang diskutiert. Beispielsweise untersucht Alexander Häusler den antimuslimischen Rechtspopulismus und arbeitet dessen inhaltliche und strategische Modernisierung überzeugend heraus. Im dritten Kapitel geht es um die politische Kultur und die Rolle der Massenmedien. Interessant ist unter anderem der Artikel von Helmut Kellershohn, der die Reaktionen der rechtsintellektuellen Medien nach den Anschlägen durch Anders Bering Breivik untersucht. Er zeigt mit vielen Quellenbelegen, wie in diesen Medien ein Bedrohungsszenario unter dem Begriff des Vorbürgerkrieges konstruiert wird und wie diese Diskursverschiebung zur Legitimation eines autoritären Etatismus dient. Im vierten Kapitel zu den humanistischen Alternativen sticht der Beitrag von Thomas Wagner hervor. Der Autor beleuchtet kenntnisreich, wie die extreme Rechte direktdemokratische Beteiligungsmöglichkeiten ideologisch auflädt und strategisch zu nutzen versteht. Insgesamt ist der Band, der auf eine Tagung der Jenny Marx Gesellschaft für politische Bildung e.V. – Rosa Luxemburg Stiftung Rheinland Pfalz im November 2011 in Mainz zurückgeht, sehr heterogen. Wissenschaftlich fundierte Aufsätze stehen neben linken politischen Selbstvergewisserungspamphleten. Die Auswahl der Themen scheint relativ beliebig. So beschäftigen sich immerhin zwei Beiträge mit dem Phänomen des Berlusconismus, aber ausschließlich Sven Schönfelder und Gerd Weigel gehen in ihren Überblicksbeiträgen zur extremen Rechten in Europa ansatzweise auch auf Osteuropa ein. In der Gesamtschau gibt der Sammelband einen unsystematischen Einblick in die gegenwärtige Diskussion zu Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, wobei einige diesbezüglich relevante Themen nicht aufgearbeitet werden.
Christoph Busch (CHB)
Dr., Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 | 2.23 | 2.25 | 2.331 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Christoph Busch, Rezension zu: Peter Bathke / Anke Hoffstadt (Hrsg.): Die neuen Rechten in Europa. Köln: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36215-die-neuen-rechten-in-europa_43570, veröffentlicht am 26.09.2013. Buch-Nr.: 43570 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenDr., Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen.
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