Das sich in der globalisierten Welt der traditionelle Nationalstaat des 19. und 20. Jahrhunderts in einer grundlegenden Transformation befindet, steht in der Forschung außer Frage. Die Reform der klassischen innen- und außenpolitischen Ordnungsfunktionen wird in der Literatur bereits eingehend thematisiert. Böttcher versucht dieses Analysefeld zu erweitern und fragt, warum Nationalstaaten nach wie vor die bestimmenden Akteure auf der Weltbühne sind und auch sein wollen. Dafür geht er zunächst historisch vor und erörtert anhand der Souveränitätsfrage die Gründe, wie und warum sich das heutige europäische System herausgebildet hat. Zentral ist ihm hierbei die Herausarbeitung des europäischen Souveränitätskonzeptes sowie der den Nationalstaaten zugrunde liegende Staatsräson. Anschließend wendet er den Analysefokus von der Staatsräson zur sogenannten Regionsräson. Hier folgt er der Annahme, dass Regionen in ihren Interessen und Forderungen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Darüber hinaus fragt er nach dem Mehr an Demokratie durch Regionalismus, da die Eingrenzung des Demokratieprinzips als Staatsform dem modernen Demokratieverständnis nicht angemessen ist. Im Schlusskapitel wendet er die Ergebnisse seiner Forschung auf die Finalität Europas an, indem er nach unterschiedlichen Interessen in der EU fragt und diese mithilfe von drei Szenarien zur zukünftigen Entwicklung Europas verbindet. Die drei Szenarien umfassen erstens die Beibehaltung des Status quo des europäischen Funktionalismus, zweitens eine zunehmende Renationalisierung, basierend auf der These der Regionsräson und drittens einen Bundesstaat neuer Art. Hierfür skizziert Böttcher eine „konkrete Utopie“ (130) und fordert den radikalen Bruch mit dem bestehenden System durch die Gründung einer Ersten Europäischen Republik.