/ 06.06.2013
Michael Buestrich
Ein dritter Arbeitsmarkt – Wozu? Arbeitsmarkt, armuts- und ordnungspolitische Intentionen des Förderprogrammes "Perspektiven für Langzeitarbeitslose mit besonderen Vermittlungshemmnissen – JobPerspektive"
Münster: Lit 2008 (Zweiter Arbeitsmarkt 9); 86 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-8258-1752-7Der mit den „Hartz-Reformen“ eingeleitete Umbau der deutschen Arbeitsmarktpolitik ging von der Annahme aus, eine wirksame Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit sei wesentlich durch eine Verbesserung der Vermittlungsleistungen zu erreichen. Diesem Ziel folgte die Neuregelung der finanziellen Zuständigkeiten zwischen Bund, Kommunen und der Bundesagentur für Arbeit einerseits, andererseits der organisatorische Umbau der Arbeitsverwaltung selbst, hier vor allem mit der Betreuung von Langzeitarbeitslosen im Rechtskreis des Sozialgesetzbuches II. Allerdings haben die Reformen gerade bei dieser Gruppe bisher nicht in nennenswertem Maße zu einer Integration in das Beschäftigungssystem geführt. Im Gegenteil – angesichts der Ausweitung des Niedriglohnsektors und steigender Zahlen von Erwerbstätigen, deren Einkommen mit staatlichen Leistungen aufgestockt werden muss, verfestigt sich der Eindruck, dass ein großer Teil der Erwerbspersonen nicht mehr in den sogenannten regulären Arbeitsmarkt vermittelbar ist. Vor diesem Hintergrund wird neuerdings vom Bundesministerium für Arbeit ebenso wie von Wohlfahrtsverbänden die Etablierung eines „dritten Arbeitsmarktes“ erwogen, der jenseits des marktregulierten Beschäftigungssystems die Durchführung gemeinwohlorientierter Tätigkeiten vorsieht. Der Autor diskutiert derartige Konzepte kritisch zumal mit Blick auf Einwände, denen andere Formen öffentlich geförderter Beschäftigung ausgesetzt sind. Im Kern würde ein dritter Arbeitsmarkt darauf hinauslaufen, Armutspolitik unter den Vorzeichen sozialer Kontrolle der Betroffenen zu betreiben.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.342
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Michael Buestrich: Ein dritter Arbeitsmarkt – Wozu? Münster: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9082-ein-dritter-arbeitsmarkt--wozu_36048, veröffentlicht am 20.05.2009.
Buch-Nr.: 36048
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
CC-BY-NC-SA