/ 22.06.2013
Pim den Boer / Heinz Duchardt / Georg Kreis / Wolfgang Schmale (Hrsg.)
Europäische Erinnerungsorte 2. Das Haus Europa
München: R. Oldenbourg Verlag 2012; 626 S.; Ln., 49,80 €; ISBN 978-3-486-70419-8Nachdem der erste Band (siehe Buch-Nr. 41431) des großangelegten Publikationsprojekts mit den „Mythen und Grundbegriffen des europäischen Selbstverständnisses“ eher übergeordnete ideelle Aspekte behandelt hat, widmet sich der zweite konkreteren Fallbeispielen. Dabei werden sowohl auf die Antike zurückgehende „lieux de mémoire“ wie der scheinbar unvermeidliche Stier, auf dem die personifizierte Europa reitet, als auch aktuelle Elemente wie die Römischen Verträge behandelt. Die Titelwahl, die innere Untergliederung und die Abgrenzung zum ersten Band erscheinen nicht immer klar. Zwischen den einzelnen Abschnitten ist ein starkes quantitatives Ungleichgewicht festzustellen: Derjenige zum „gemeinsamen Erbe“ versammelt ganze 23 Einzelbeiträge, der „Wirtschafts- und Verkehrsraum Europa“ dann lediglich vier, der Abschnitt „Raum Europa“ gar nur zwei. Vielleicht waren hier weitere Beiträge vorgesehen, wie die Einleitung vermuten lassen könnte? Eine zusätzliche Schwierigkeit ist mit dem Anspruch verbunden, nur solche Phänomene zu behandeln, „denen bereits in der Zeit ihrer Genese das Bewusstsein der Zeitgenossen innewohnte, europäisch dimensioniert zu sein“ (11). Für auf konkreten Ereignissen beruhende Erinnerungsorte wie die Leipziger Völkerschlacht mag das leicht nachvollziehbar sein – bei der Pizza, die ihren Siegeszug zuerst in den USA antrat, wird es schon schwieriger. All diese Einwendungen dürfen freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Band viele interessante Perspektiven einer „europäischen Erinnerungskultur“ aufzeigt. Hervorhebenswert erscheint besonders der fünfte Abschnitt, der die Bedeutung von „Kriegserfahrung und Friedenssehnsucht“ für den europäischen Einigungsprozess einmal mehr deutlich herausarbeitet. Auch werden dezidiert Phänomene aufgegriffen, die von der östlichen Hälfte des Kontinents ausstrahlten. Es wäre eine Übersetzung zu wünschen – auch wenn diese ein weiteres Großprojekt bedeuten würde –, um das Werk außerhalb des deutschen Sprachraums verbreiten zu können.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 | 3.1
Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Pim den Boer / Heinz Duchardt / Georg Kreis / Wolfgang Schmale (Hrsg.): Europäische Erinnerungsorte 2. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34497-europaeische-erinnerungsorte-2_41432, veröffentlicht am 15.03.2012.
Buch-Nr.: 41432
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M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
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