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/ 22.06.2013
Matthias Petzoldt (Hrsg.)

Europas religiöse Kultur(en) Zur Rolle christlicher Theologie im weltanschaulichen Pluralismus. Ein interdisziplinärer Diskurs an der Theologischen Fakultät anlässlich der Sechshundertjahrfeier der Universität Leipzig

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2012 (Theologie – Kultur – Hermeneutik 14); 278 S.; 38,- €; ISBN 978-3-374-03014-9
Dieser Sammelband ist den Religionen in Europa im Kontext eines weltanschaulichen Pluralismus gewidmet. Innerhalb dieses breit gefächerten Themas werden die historischen und gegenwärtigen Rollen des Christentums, des Judentums und des Islams diskutiert. Eingegangen wird auch auf die Fragen nach dem Beitritt der Türkei zur EU oder auf aktuelle Phänomene wie den neuen Atheismus in Europa. Auf drei Beiträge sei hier verwiesen: Klaus Fitschen zeichnet grob drei geografische Zonen, denen er Protestantismus, Katholizismus und Orthodoxie zuordnet. Er bespricht deren Umgang mit Säkularität und Pluralität und kommt zu dem Schluss, dass zumindest Protestantismus und Katholizismus einen Weg gefunden haben, sich mit diesen gesellschaftlichen Phänomenen zu arrangieren oder sie zu fördern. Kirchen sollten „Agenturen der Toleranz“ (84) sein, um in dieser Rolle ihren Mitgliedern aufzuzeigen, dass Pluralismus bedeute, andere Positionen auszuhalten. In diesem Sinne fragt er dann, ob die Ökumene noch zeitgemäß ist. Friedmann Eissler verweist in seinem Beitrag auf die lange Tradition des Islams in Europa, dieser sei nicht erst mit der Ankunft von Gastarbeitern zu einem Teil der Gesellschaft geworden. Schon lange zuvor haben islamische Philosophen europäische Denker wie Thomas von Aquin beeinflusst. Im Hinblick auf die gegenwärtige Lage in Europa konstatiert er eine „immer größer werdende Kluft zwischen Dialogbemühungen auf der einen und islamkritischen bis offen muslimfeindlichen Haltungen auf der anderen Seite“ (110). Die vielfachen Probleme im Umgang mit Islam und Islamismus werden sich Eissler zufolge nur lösen lassen, wenn eine „inhaltliche Werteorientierung Europas“ (124) stark gemacht werde. Monika Eigmüller untersucht das religiöse Selbstverständnis der EU. Diese begreife sich als säkulare Gemeinschaft, die dem Grundsatz der religiösen Neutralität verpflichtet sei. Genau dieser Grundsatz werde jedoch in der Debatte um den Beitritt der Türkei zur EU verletzt, da hier der überwiegend muslimische Glaube in der Türkei als Grund gegen den Beitritt angeführt werde. Die Beiträge basieren auf einer interdisziplinären Ringvorlesung der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig im Wintersemester 2008/2009.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.612.23 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Matthias Petzoldt (Hrsg.): Europas religiöse Kultur(en) Leipzig: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35266-europas-religioese-kulturen_42470, veröffentlicht am 20.09.2012. Buch-Nr.: 42470 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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