/ 11.06.2013
Deutsch-Französisches Institut (Hrsg.)
Frankreich-Jahrbuch 1999. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Geschichte, Kultur
Opladen: Leske + Budrich 1999; 280 S.; kart., 36,- DM; ISBN 3-8100-2584-4Schwerpunkt des Bandes ist die mit dem Ende des Jahrhunderts auch in Frankreich geführte Debatte zur Frage von "realen oder imaginierten Paradigmenwechseln" (9) bezüglich des traditionellen Verständnisses von "Nation". Nicht zuletzt mit der Ratifizierung des Amsterdamer Vertrages im Januar 1999, die eine Änderung der französischen Verfassung notwendig machte, wurde die Selbstverpflichtung Frankreichs zur europäischen Integration unwiderruflich. Einerseits sieht sich die "Etat-Nation" "nach dem Zusammenbruch der von Résistance und Gaullismus gespeisten Nachkriegsmythen sehr viel nüchterner". Andererseits zeigt die in Frankreich etwas leidenschaftlicher als anderswo geführte Diskussion, dass die Nation und der Nationalstaat mit der Realisierung der EU "weder für das Funktionieren der Gesellschaft noch für das Funktionieren Europas überflüssig" (26) wurden. - In bewährter Weise liefert der Dokumentationsteil eine Chronik, neueste statistische Daten sowie einen Überblick zur aktuellen deutschsprachigen Frankreichliteratur.
Inhalt: Ingo Kolboom: "Ich sehe das Frankreich des 21. Jahrhunderts ...". Frankreichs Republik und Gesellschaft im Wandel (9-28). Themenschwerpunkt: Krise des republikanischen Modells? Marieluise Christadler: Neorepublikanismus gegen die Krise der Republik? (31-55); Serge Berstein: Die beiden republikanischen Modelle Frankreichs im 20. Jahrhundert (57-65); Mariette Sineau: Zur Debatte über die Parität von Männern und Frauen: Argumente für eine neue Sicht der republikanischen Staatsbürgerschaft (67-80); Constanze von Krosigk: Laizität und republikanische Identität: Die Kopftuchaffäre als Auslöser und Ausdruck einer gesellschaftlichen Krise (81-96); François Beilecke: Diskursive Rehabilitierung des republikanischen Modells und Neoliberalismus-Kritik in der französischen Presse seit 1990 (97-112); Roland Höhne: Neorepublikanischer Diskurs und nationale Identität. Eine aktuelle Kontroverse (113-120); Ingo Bode: Abschied vom Vorsorgestaat? Sozialpolitik und Zivilgesellschaft à la française (121-144); Andrea Szukala: Die Öffnung der politischen Entscheidungsprozesse in Frankreich: ein Umbau des Staates in europäischer Absicht? (145-159). Beiträge: Wolfgang Asholt: Intellektuelle Faszination durch Frankreich. Ist Frankreich noch interessant? (163-178); Kristina Schulz: Vom Buch zur "Bibel" der Frauenbewegung: "Das andere Geschlecht" in der Bundesrepublik Deutschland (179-194); Patrick Troude-Chastenet: Der Papon-Prozeß: Vichys ewige Wiederkehr? (195-206); Pia Le Moal-Piltzing: Lola rennt - aber filmisch läuft nicht mehr viel zwischen Deutschland und Frankreich (207-221). Dokumentation (225-270).
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.61 | 2.331 | 2.27
Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Deutsch-Französisches Institut (Hrsg.): Frankreich-Jahrbuch 1999. Opladen: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11602-frankreich-jahrbuch-1999_13791, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 13791
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Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
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