/ 22.06.2013
Andreas Wehr
Griechenland, die Krise und der Euro
Köln: PapyRossa Verlag 2010 (Neue Kleine Bibliothek 154); 179 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-89438-443-2Die Schwächen der Europäischen Union und des Euros sind durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich geworden, so die These Wehrs – er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fraktion der europäischen Linken im Europäischen Parlament und bekannt durch mehrere Publikationen zur Europäischen Union (siehe beispielsweise die Buch-Nr. 23215 und 30216). Einen grundlegenden Mangel der Konstruktion der Eurozone sieht er darin, dass zwar eine Währungs-, nicht aber eine Finanz- und Wirtschaftsunion und erst recht keine politische Union existiert. Dies habe Ungleichgewichte zur Folge, die EU-Mitgliedstaaten entfernten sich in ökonomischer Hinsicht immer stärker voneinander. Die Exporterfolge deutscher Unternehmen und anderer wirtschaftlich starker EU-Kernländern seien auf Kosten der schwächeren Unternehmen in Süd- und Osteuropa und sinkender Löhne im eigenen Land erzielt worden. Das damit verdiente Geld sei dann in Form von Krediten als Kapital in die Länder der europäischen Peripherie geflossen, da sich dort mehr Gewinne erzielen ließen. Begünstigt durch niedrige Zinsen seien dort hohe Defizite entstanden. Folglich handele es sich um eine europäische und nicht um eine rein innergriechische Krise. Griechischer Schlendrian und Misswirtschaft seien weniger ursächlich für die Misere, wohl aber die hohen Rüstungsausgaben des Landes, von denen die europäischen Kernländer auch profitierten, da Griechenland ein wichtiger Abnehmer von Rüstungsgütern sei. Auf Griechenland werde Druck ausgeübt, dahinter stecke politisches Kalkül: Es gehe um die Durchsetzung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes, um die unbedingte Einhaltung der Maastrichter Verschuldungskriterien. In der europäischen Krise zeigten sich nun die „wahren“ Machtverhältnisse: Deutschland übernehme die „Führung einer Kohorte der wirtschaftlich mächtigen Länder im Kern der EU“ (12), was zulasten der wirtschaftlich schwächeren Länder gehe.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.5 | 2.61
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Andreas Wehr: Griechenland, die Krise und der Euro Köln: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33037-griechenland-die-krise-und-der-euro_39464, veröffentlicht am 17.05.2011.
Buch-Nr.: 39464
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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