/ 17.06.2013
Thomas Meyer
Identitätspolitik. Vom Missbrauch kultureller Unterschiede
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2002 (edition suhrkamp 2272); 250 S.; kart., 11,- €; ISBN 3-518-12272-XAuch wenn es in der Öffentlichkeit nicht immer so wahrgenommen wird, sind fundamentalistisch motivierte Angriffe auf den Typus der modernen westlichen Demokratie sind nicht allein im Umkreis islamistischer Bewegungen zu finden. Seit den 70er-Jahren haben - auf Basis ganz unterschiedlicher Religionen - vielmehr weltweit Konflikte zugenommen, denen eine "fundamentalistische Form der Konstruktion kultureller Identität" zugrunde liegt (13). Der an der Universität Dortmund lehrende Politikwissenschaftler setzt sich mit Voraussetzungen und Folgen dieser Identitätspolitik auseinander, die mit der Globalisierung zu einer "unwiderruflichen Grundsituation der modernen Welt" geworden ist (17). Dabei befasst er sich sowohl mit unterschiedlichen Interpretationen kultureller Differenzen (u. a. Huntington, Barber, Castells) als auch mit empirischen Befunden über die Verteilung politischer Grundwerte (vgl. dazu die Daten im Anhang). Das Buch ist eine erweiterte, überarbeitete und aktualisierte Fassung der 1998 in Berlin erschienenen Studie des Verfassers "Identitäts-Wahn. Die Politisierung des kulturellen Unterschieds".
Aus dem Inhalt: I. Die Geburt einer Ideologie: 2. Die Politik kultureller Identität; 4. Fundamentalismus. Moderner Identitätswahn; 5. Realtypen: Fundamentalismus in Indien und den USA; 6. Idealtypen des Fundamentalismus. III. Unverhoffter Fundamentalismus im "Westen": 8. Rechter Identitätswahn: Ethnopluralismus; 9. Linker Identitätswahn: Gemeinschaft als Gesellschaft; 10. Postmoderner Identitätswahn: Psychosekten; 11. Identitätswahn durch Ausgrenzung: Junge Türken in Deutschland. IV. Globale Szenarien für Kultur und Politik: 12. Globalisierung und kulturelle Differenz; 13. "Der Kampf der Kulturen"; 14. Abschottung durch Globalisierung; 15. Öffnung durch Identität; 16. Widerstandsidentität und Projektidentität; 17. Der Kampf in den Kulturen. V. Empirische Befunde und Fakten: 18. Dimensionen und Ebenen kultureller Differenz; 19. Soziopolitische Grundwerte in den Kulturen; 20. Postmaterialismus in den Kulturen; 21. Soziokulturelle Milieus in den Kulturen; 22. Verständigung zwischen den Kulturen. VI. Aussichten für die Weltgesellschaft: 23. Theorien über den Fundamentalismus. VII. Transkulturalität. Ein zeitgemäßer Kulturbegriff: 24. Das Beispiel Islam; 25. Kulturelle Verflechtungen; 26. Zuflucht und Verführung. VIII. Kultureller Pluralismus und Demokratie: 27. Universelle Demokratie?; 28. Staatsbürgerschaft und kultureller Pluralismus; 29. Verbindende politische Kultur; 30. Zivilgesellschaft und Integration; 31. Identität und Differenz in der Zivilgesellschaft; 32. Politische Kultur und kultureller Pluralismus; 33. Risiko Parallelgesellschaft. Religion, Politik, Identität. Anhang: Grundwertevergleich auf der Basis der Daten von Hofstede; Profile und Spannweiten der Grundwerte; Postmaterialismus in 40 Ländern nach Bruttosozialprodukt; Soziokulturelle Milieus in Deutschland.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.23 | 2.22 | 2.25
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Thomas Meyer: Identitätspolitik. Frankfurt a. M.: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/16762-identitaetspolitik_19258, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 19258
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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