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/ 12.06.2013
Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg (Hrsg.)

"Kampf dem Atomtod!" Die Protestbewegung 1957/58 in zeithistorischer und gegenwärtiger Perspektive

Hamburg: Dölling und Galitz Verlag 2009 (Hamburger Zeitspuren 6); 132 S.; brosch., 10,- €; ISBN 978-3-937904-80-1
Im letzten Drittel der 50er-Jahre setzte eine breite Bewegung gegen die militärische Nutzung der Atomenergie ein. Im April 1958 fand in Hamburg die bis dahin größte Demonstration nach dem Zweiten Weltkrieg statt, die sich gegen die Pläne der Bundesregierung richtete, die Bundeswehr mit atomaren Waffen auszustatten. Dieses Ereignis wurde 50 Jahre später auf einer Tagung im März 2008 zum Anlass genommen, die zeitgeschichtlichen und naturwissenschaftlichen Grundlagen der atomaren Kriegsgefahren im Kalten Krieg zu erörtern. Die Tagung wurde gemeinsam von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik und dem Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung der Universität Hamburg organisiert. Nachgezeichnet werden die Inhalte und Motive der Protestierenden. Auf Initiative von Carl Friedrich von Weizsäcker hatten 18 Kernphysiker im April 1957 in der „Göttinger Erklärung“ den Verzicht der Bundesrepublik auf Atomwaffenbesitz gefordert. Der Appell leitete eine Fülle weiterer Stellungnahmen von Naturwissenschaftlern ein. Aber auch kirchlich-theologische Proteststimmen waren zu vernehmen. In der Folgezeit formierte sich eine breite Protestbewegung. 40 Persönlichkeiten aus Politik, Kirche, Gewerkschaften, Wissenschaft und Kultur veröffentlichten den Aufruf „Kampf dem Atomtod“. Hamburg entwickelte sich insofern zur Hochburg der Protestbewegung, als sich die SPD in besonderem Maße gegen einen militärischen Missbrauch dieser Technologie aussprach. So ist es kein Zufall, dass Max Brauer als Schirmherr des Hamburger Landesausschusses „Kampf dem Atomtod“ fungierte und auch Helmut Schmidt in diesem Kontext eine wichtige Rolle spielte. Die Proteste in jener Zeit stehen am Beginn der immer populärer werdenden Ostermarschbewegung der 60er-Jahre, berichtet der Geschichtsprofessor Axel Schildt. Neben der Geschichte der antiatomaren Protestbewegung werden in insgesamt fünf Beiträgen die Strategien der Großmächte im Kalten Krieg sowie die Debatten um die weltweite Verbreitung nuklearer Waffen und deren Abrüstung thematisiert.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3132.331 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg (Hrsg.): "Kampf dem Atomtod!" Hamburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14438-kampf-dem-atomtod_36775, veröffentlicht am 02.09.2009. Buch-Nr.: 36775 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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