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/ 11.06.2013
Birger P. Priddat (Hrsg.)

Kapitalismus, Krisen, Kultur

Marburg: Metropolis-Verlag 2000; 225 S.; 44,80 DM; ISBN 3-89518-250-8
Dem Band liegt ein an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Universität Witten/Herdecke im Januar 1999 veranstalteter gleichnamiger Workshop zugrunde. Anknüpfend an den Vortrag von Johan Galtung sollten ausgewählte Facetten des Verhältnisses von Kultur und Wirtschaft behandelt werden. Allerdings entwickelt Galtung ein entschiedenes Krisenszenario des "Hyperkapitalismus" (41 ff.) - begünstigt durch Globalisierungsprozesse triumphiert die Finanz- über die produktive Ökonomie -, in dem Kultur nur in Gestalt der westlichen Dominanzkultur ins Spiel kommt und allein ein vollständiger Austausch dieser "Tiefenkultur" könnte, so die Diagnose, der strukturellen Anomie einer bedürfnisblinden Wirtschaft entgegenwirken (71 ff.). Auf diesen Entwurf gehen die anderen Beiträge indes eher implizit ein; im Vordergrund steht vielmehr die - wenigstens aus der Sicht der Wirtschaftswissenschaften - unorthodoxe Bemühung, die Eigenständigkeit kultureller Relationen in der Wirtschaft aufzuweisen. Besonders überzeugend geschieht dies in der Kritik von Priddat an der Art, wie im Standardmodell des rational choice Kultur als Restriktion von Rationalität konzeptualisiert wird: "Die Frage nach dem Verhältnis Kultur/Ökonomie endet damit, dass man zur Kenntnis nehmen muss, dass die Frage danach, was relevant ist, nicht ökonomisch entschieden wird, sondern durch den gesellschaftlichen Diskurs, der die Kultur festlegt [...] und der auch bestimmt, welche Fragen ökonomisch, welche nicht ökonomisch bestimmt werden." (218) Inhalt: Dirk Baecker: Gesellschaft als Kultur oder Warum wir beschreiben müssen, wenn wir erkennen wollen (9-22); Wolfram Elsner: Diversität und Kooperation sozio-ökonomischer Kulturen. Globale Krise oder Erhalt kultureller Identitäten (23-40); Johan Galtung: Eine Welt in der ökonomischen Krise (41-79); Carsten Herrmann-Pillath: Eine Krise der Wirtschaft als Krise der Kultur. Der "asiatische Kapitalismus" und seine Beobachtung (81-130); Franz Liebl: Style Wars - Trends als Krisenphänomen (131-164); Stephan Panther: Kulturelle Faktoren in der Ökonomik und die Webersche Protestantismusthese (165-188); Birger P. Priddat: Beyond equilibrium. Kultur als Hintergrund/Vordergrund der Ökonomie (189-224).
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.452.232.262 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Birger P. Priddat (Hrsg.): Kapitalismus, Krisen, Kultur Marburg: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11305-kapitalismus-krisen-kultur_13393, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13393 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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