/ 27.08.2015
Stefan Böschen / Bernhard Gill / Cordula Kropp / Katrin Vogel (Hrsg.)
Klima von unten. Regionale Governance und gesellschaftlicher Wandel
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2014; 383 S.; kart., 39,- €; ISBN 978-3-593-50093-5Der Klimawandel werde – außer von Klimaskeptikern – als eines der größten Probleme von globaler Dimension wahrgenommen, womit er zugleich für viele Menschen auf eine ferne, abstrakte Ebene rücke, so die Autor_innen. Daher bemühen sie sich um „einen Perspektivenwechsel, weg von dem Anspruch, globale Klimazusammenhänge darstellen und vor allem naturwissenschaftlich‑technisch gestalten zu wollen, hin zu einem Wissen über die regional bedeutsamen Veränderungen des Klimas, deren Wahrnehmung und darauf zielende Handlungsansätze“ (19). Heike Walk führt in ihrem Beitrag den politikwissenschaftlichen Begriff der „Klima‑Governance“ ein, der „neben der Berücksichtigung zunehmender Einflussmechanismen der unterschiedlichen Ebenen auch wachsende Einflussmöglichkeiten staatlicher und privater Akteure“ (83) beinhalte. Allerdings kritisiert Walk, dass der Einfluss zivilgesellschaftlicher Akteure auf internationaler und europäischer Ebene in der Klimapolitik auf Beratung und Lobbyarbeit begrenzt sei und die gegenwärtigen Strukturen finanziell besser ausgestattete Organisationen stark begünstigten. Auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene gebe es einen deutlichen Anstieg vielfältiger Partizipationsprojekte, allerdings lasse sich gleichzeitig beobachten, „dass Bürgerbeteiligung […] dennoch in erster Linie als Akzeptanzgewinnung und Aktivierung für einen vorgefertigten […] Reformkurs angesehen wird“ (97). Fritz Reusswig und Wiebke Lass lenken den Blick noch weiter auf die lokale Klimapolitik: „Es gibt keine globalen Folgen. Es gibt nur systematische Folgen in vielen Regionen. […] Es gibt kein globales Handeln. Es gibt nur ‚lokales‘ Handeln – allerdings mit unterschiedlich weitreichenden Konsequenzen.“ (248) In ihrer Untersuchung der lokalen Bemühungen der Stadt Berlin, Klimaneutralität zu erreichen, streichen sie die Hauptprobleme bei der Bevölkerungsbeteiligung heraus: zu motivieren und Sichtbarkeit zu schaffen – die „scheinbare Marginalität des eigenen Beitrags kann Menschen demotivieren, sich am (kommunalen) Klimaschutz zu beteiligen“ (259). Diese ausgewählten Beiträge der Abschlusskonferenz des vierjährigen Projekts „Klima Regional“ im Januar 2013 in München lassen einen Perspektivwechsel im Umgang mit dem Klimawandel notwendig und machbar erscheinen und bieten gleichzeitig eine Anregung für neue Partizipationsformen.
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Rubrizierung: 2.261 | 2.21 | 2.341 | 2.325 | 2.32 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Stefan Böschen / Bernhard Gill / Cordula Kropp / Katrin Vogel (Hrsg.): Klima von unten. Frankfurt a. M./New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38786-klima-von-unten_46633, veröffentlicht am 27.08.2015. Buch-Nr.: 46633 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA