Politikwiss. Habilitationsschrift Bochum. – Bandelow vertritt die These, dass die institutionellen Rahmenbedingungen konsensdemokratischer parlamentarischer Systeme nicht nur die Verabschiedung und die Umsetzung neuer politischer Programme in der Gesetzgebung beeinflussen, sondern auch die Entwicklung neuer Programme in der Exekutive. Er bezeichnet dies als „kollektives Regierungslernen“ (19). Methodisch stützt er sich auf eine Vielzahl soziologischer, betriebswirtschaftlicher und politikwissenschaftlicher Ansätze zum organisatorischen und politischen Lernen sowie auf praktische Fallbeispiele aus der europäischen Verfassungs- und Währungspolitik, die durch ausführliche Übersichten und zahlreiche grafische Darstellungen ergänzt werden. Die Bundesrepublik Deutschland und das Vereinigte Königreich wurden als Länderbeispiele aufgrund ihrer unterschiedlich starken Machtverteilung (große Anzahl an Vetospielern mit unterschiedlichsten Präferenzen) ausgewählt. Das britische Regierungssystem, so folgert der Autor, ermögliche zwar Veränderungen europapolitischer Konzepte. Aber diese würden „fast ausschließlich auf internen Machtverschiebungen“ basieren, die „nicht dauerhaft und bei stabilen parteipolitischen Mehrheitsverhältnissen auch selten weitgehend“ sind. Die deutsche Regierung entspreche hingegen „weitgehend den Anforderungen an eine lernende Organisation“. So wurde „das europapolitische Entscheidungssystem – nicht zuletzt durch den neuen Artikel 23 GG – nachhaltig verändert und hat dabei die Anforderungen einer immer mehr Bereiche betreffenden EU konstruktiv aufgenommen“ (241).