/ 04.06.2013
Reinhold Sackmann
Konkurrierende Generationen auf dem Arbeitsmarkt. Altersstrukturierung in Arbeitsmarkt und Sozialpolitik
Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1998; 256 S.; kart., 58,- DM; ISBN 3-531-13312-8Habilitationsschrift Bremen. - Die im Sonderforschungsbereich 186 "Statuspassagen und Risikolagen im Lebensverlauf" der Universität Bremen entstandene Arbeit behandelt ein Thema, das in den letzten Jahren - vor dem Hintergrund der anhaltenden Problematisierung sozialstaatlicher Verteilungseffekte - erheblich an politischer Brisanz gewonnen hat. Es geht in diesen Auseinandersetzungen nicht nur um die Frage, in welchem Umfang Sozialpolitik die Ungleichheit der Chancen von armen und reichen Gruppen korrigieren soll (oder kann). Mehr und mehr wird - wie beispielsweise an der Rentenproblematik ablesbar - zum politischen Konflikt, daß ein umfangreicher Teil wohlfahrtsstaatlicher Leistungen zwischen Altersgruppen verläuft und damit institutionell eine unterschiedliche altersabhängige Verteilung von Risiken erzeugt. Eine angemessene Analyse dieser marktvermittelten Generationsverhältnisse und der sie begleitenden sozialen Spannungen - so die grundlegende These des Autors - muß einerseits die gesellschaftlich geregelten Übergänge zwischen Bildungsphase, Erwerbsarbeit und Ruhestand in den Blick nehmen, sie darf andererseits aber nicht die Eigendynamik der individuellen Eintritte in bzw. Austritte aus dem Arbeitsmarkt übersehen (81 ff.). Sackmann entwickelt die dafür erforderlichen konzeptionellen Mittel (denen er eine heuristische, nicht kausal-erklärende Funktion zuschreibt [226]) in drei Schritten. Zunächst geht es um die Formulierung einer - in Anlehnung an Norbert Elias - figurationssoziologisch modifizierten Lebenslauftheorie (14 ff.). Im zweiten Schritt verknüpft der Autor diese Überlegungen mit einer transaktionstheoretischen Arbeitsmarkttheorie sowie einer (mit Daten der IAB-Beschäftigtenstichprobe) explorativen Anwendung auf die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in Abhängigkeit von Veränderungen des Verrentungsalters (89 ff.). Abschließend werden - unter Bezug auf Rawls und die angelsächsische "Generational equity"-Debatte - normative Aspekte der Ungleichheit zwischen Generationen unter dem Gesichtspunkt ihrer institutionellen Beeinflußbarkeit diskutiert (177 ff.). Insgesamt überzeugt die Studie durch die gelungene Kombination von theoretischer Reflexion einerseits und einer problemsensiblen empirischen Analyse andererseits.
Inhaltsübersicht: 2. Der Begriff des Alters in der Sicht der Theorie des Lebenslaufs; 3. Figurationstheoretische Überlegungen zu einer Theorie des Lebenslaufs; 4. Mengenrelationen von Generationen auf dem Arbeitsmarkt; 5. Übergangsstrukturen von Generationen auf dem Arbeitsmarkt; 6. Der Einfluß von Verrentungsprozessen und Mobilitätsprozessen auf die Arbeitsmarktrisiken von Berufseinsteigern; 7. Gerechtigkeit im Generationenverhältnis; 8. Zukunft der Lebenslaufsoziologie: Resümee und Desiderata.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.262 | 2.342
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Reinhold Sackmann: Konkurrierende Generationen auf dem Arbeitsmarkt. Opladen/Wiesbaden: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4663-konkurrierende-generationen-auf-dem-arbeitsmarkt_10279, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 10279
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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