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/ 05.06.2013
Beate Hoecker

Lern- und Arbeitsbuch Frauen, Männer und die Politik

Bonn: Dietz 1998; 331 S.; brosch., 29,80 DM; ISBN 3-8012-0275-5
Ausgehend von der nach wie vor bestehenden Diskrepanz zwischen der im Grundgesetz verankerten formalen Gleichberechtigung von Frauen und ihrer faktisch nach wie vor bestehenden Benachteiligung in allen Lebensbereichen wirft Hoecker die Frage auf, warum Frauen bis heute nicht gleichberechtigt an der Demokratie partizipieren. In einem ersten Schritt unternimmt die Autorin eine kritische Bestandsaufnahme der Situation von Frauen in der Bundesrepublik Ende der 90er Jahre. Die "Erfolgsgeschichte" der formalen Gleichberechtigung wird hier konfrontiert mit der sozialen Wirklichkeit - der faktischen Ungleichheit von Frauen in Ausbildung und Beruf, Partnerschaft und Familie sowie in der Politik. Sodann werden Frauen als politische Akteurinnen betrachtet und ihre Partizipationsstrategien im konventionellen Politikbereich (Wahlverhalten und Parteipräferenzen, Repräsentanz in Parteien, Parlamenten und der Regierung, Karriereforderungen und Aufstiegsbarrieren) sowie in den neuen sozialen Bewegungen untersucht. In einem letzten Kapitel liegt die institutionalisierte Frauenpolitik auf dem Prüfstein, dort werden deren Ziele, Instrumente und Themen kritisch durchleuchtet. Die Gründe für die Erfolglosigkeit bisheriger Gleichstellungsbemühungen liegen Hoecker zufolge zum einen in den Grenzen traditioneller Frauenpolitik begründet: in deren bloßer Reformorientierung, die die verantwortlichen Strukturen unangetastet läßt, in ihrer bevorzugten Strategie der "Frauenförderung", die stets von einem "Defizitmodell Frau" (254) ihren Ausgang nimmt, sowie in der Art und Weise ihrer Institutionalisierung, die zum Gutteil Alibifunktionen erfüllt. Zum anderen werden die Gründe in der "Verhaltensstarre" (Ulrich Beck) der Männer gesehen, die ungeachtet ihrer verbalen Aufgeschlossenheit gegenüber der Gleichstellung von Frauen an traditionellen Rollenstereotypen und Verhaltensmustern festhalten. Die Autorin tritt für einen Perspektivenwechsel in der politischen Diskussion ein: Die Bereitschaft der Männer, ihre Rolle zu reflektieren und sich Lern- und Wandlungsprozessen auszusetzen, gilt ihr als sine qua non einer erfolgreichen Transformation bestehender geschlechtsspezifischer Machtverhältnisse. Damit Frauenpolitik Erfolge zeitigen kann, muß sie durch eine "Männerpolitik" ergänzt und so zu einer "Geschlechterpolitik" erweitert werden.
Julia Schmidt-Häuer (JSH)
Dr., Referentin im wissenschaftlichen Dienst der SPD-Bürgerschaftsfraktion in Bremen.
Rubrizierung: 2.362.3312.333 Empfohlene Zitierweise: Julia Schmidt-Häuer, Rezension zu: Beate Hoecker: Lern- und Arbeitsbuch Frauen, Männer und die Politik Bonn: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/6455-lern--und-arbeitsbuch-frauen-maenner-und-die-politik_8766, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 8766 Rezension drucken
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