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/ 21.06.2013
Stefanie Bailer

Nationale Interessen in der Europäischen Union. Macht und Verhandlungserfolg im Ministerrat

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2006 (Campus Forschung 895); 286, S.; kart., 34,90 €; ISBN 978-3-593-38172-5
Welche Komponenten von Macht beeinflussen entscheidend den Verhandlungserfolg in der EU? Bailer konzipiert Verhandlungsmacht als eine aus einer Vielzahl von Komponenten zusammengesetzte Ressource. Sie unterscheidet zwei Typen: exogene und endogene Macht. Auf eine umfassende Begriffsdiskussion folgen Konzepte exogener Macht als Kombination aus militärischer und wirtschaftlicher Macht, aus Macht durch Stimmen und Machtindizes sowie bestimmten Institutionsformen. Konzepte endogener Macht zeigen sich als Zusammenspiel von Positionalität, Salienz, Information und Verhandlungsgeschick. Bailer setzt die beiden Machttypen zueinander in Bezug und analysiert damit ihren empirischen Fall, Verhandlungen im Ministerrat der EU. An die theoretischen Vorüberlegungen und die Beschreibung des Falles schließt sich eine ausführliche Darstellung und Begründung ihrer Methodik an. Die Analyse basiert auf zwei Datensätzen, die im Rahmen des Forschungsprojektes „Decision Making in the European Union“ erhoben wurden. In der Untersuchung kontrastiert sie Einschätzungen über die Ausprägung der Machtkomponenten einzelner Verhandlungsteilnehmer von EU-Experten mit den Aussagen der Akteure selbst sowie mit den objektiven Aspekten des Machtbegriffs (wirtschaftliche, militärische Macht). Diese erste Analyse zeigt noch keine konkreten Ergebnisse, weshalb im 6. Kapitel eine Erweiterung der Untersuchung folgt. Die Autorin schließt daraus, dass „die traditionellen Machtkomponenten, wirtschaftliche Größe und Stimmenzahl,[...] sich gar nicht oder nur eingeschränkt als tatsächliche Macht in speziellen Politikfeldern [...] erweisen“. Entscheidend hingegen sei die Nähe zur Kommission, „abhängig vom Politikgebiet profitiert ein Mitgliedstaat von der Nähe zum Agendasetzer“ (216). Im 7. Kapitel diskutiert Bailer auf Basis ihrer Untersuchung verschiedene spieltheoretische Modelle. Sie zeigt schließlich, „dass traditionelle Machtkonzepte in der Politikwissenschaft nur bedingt tauglich sind, um EU-Verhandlungen zu untersuchen“ (263).
Nina Jungcurt (NJ)
M. A., Dipl.-Sozialwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Fakultät für Sozialwissenschaft, Universität Bochum.
Rubrizierung: 3.33.13.73.4 Empfohlene Zitierweise: Nina Jungcurt, Rezension zu: Stefanie Bailer: Nationale Interessen in der Europäischen Union. Frankfurt a. M./New York: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/26775-nationale-interessen-in-der-europaeischen-union_31234, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31234 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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