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/ 21.06.2013
Karl Marker

Politische Skandale in Demokratien und Schauprozesse in Diktaturen. Zur funktionalen Äquivalenz

Marburg: Tectum Verlag 2007 (Politik begreifen: Schriften zu theoretischen und empirischen Problemen der Politikwissenschaft 6); 95 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9393-1
Magisterarbeit Mainz. – In dieser theoretisch orientierten Arbeit untersucht der Autor, ob politische Skandale in Demokratien dieselbe Rolle erfüllen wie Schauprozesse in Diktaturen. So fragen die Herausgeber zugespitzt im Vorwort, ob ein Fall wie der CDU-Spendenskandal funktional äquivalent zu den öffentlich inszenierten Verfahren ist, mittels derer Stalin sich seiner politischen Gegner entledigte. Marker stellt jedoch gleich zu Beginn seiner Arbeit fest, dass die Frage nach der funktionalen Äquivalenz von Schauprozess und politischem Skandal unbeantwortet bleibt. Es gehe vielmehr darum, theoretische und methodische Vorarbeiten zu einer weiterführenden Analyse zu leisten. Zu diesem Zweck orientiert sich der Autor insbesondere an systemtheoretischen Überlegungen zum Funktionsbegriff nach Luhmann und Merton. Der Bezugspunkt ist dabei das politische System, dem Schauprozess und politischer Skandal als spezifische Kommunikationsstrategien zugewiesen werden. Die Vergleichbarkeit stellt Marker über die Definition des politischen Systems nach Luhmann her, der es funktional als Kollektiv zur Findung bindender Entscheidungen begreift, und zwar unabhängig von der konkreten Ausgestaltung als Demokratie oder Diktatur. Die kommunikationsstrategische Funktionsbestimmung wird vor allem über einen Aspekt vollzogen. Im Schauprozess sowie im politischen Skandal werde nichts entschieden, so der Autor. Das Urteil stehe bereits fest oder es gehe lediglich um das Verhängen von Schuld durch kollektive Verachtung. Die Kommunikationsrichtung des Schauprozesses funktioniere jedoch nur von oben nach unten, während der politische Skandal auf Rückkopplung angewiesen sei und ein Austausch und Abgleich von Urteilen stattfinde. So zieht Marker das Fazit: „Diese Überlegung erhärtet Kepplingers These, Skandale seien eine ‚demokratische Variante von Schauprozessen’“ (78).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22.222.232.25 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Karl Marker: Politische Skandale in Demokratien und Schauprozesse in Diktaturen. Marburg: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29188-politische-skandale-in-demokratien-und-schauprozesse-in-diktaturen_34514, veröffentlicht am 12.08.2008. Buch-Nr.: 34514 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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