/ 17.06.2013
Harald Berens
Prozesse der Thematisierung in publizistischen Konflikten. Ereignismanagement, Medienresonanz und Mobilisierung der Öffentlichkeit am Beispiel von Castor und Brent Spar
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2001 (Studien zur Kommunikationswissenschaft 48); 335 S.; brosch., 32,72 €; ISBN 3-531-13630-5Dass Prozesse öffentlicher Meinungsbildung erhebliche politische Bedeutung haben können, ist gewiss unstrittig - freilich besteht über die Dynamik derartiger Prozesse und die darin eingebetteten Beziehungen zwischen politischen Akteuren, Massenmedien und Publikum kein klares Bild. Die Studie will anhand zweier Fallanalysen den Verlauf einschlägiger Thematisierungsprozesse analysieren und den Stellenwert der Interaktionen zwischen Konfliktgegnern, Medienberichterstattung und anderen gesellschaftlichen Gruppen für die öffentliche Meinungsbildung bestimmen (18). Den Autor interessieren in diesem Zusammenhang besonders die Kausalbeziehungen, die derartige Prozesse steuern: "Akteure inszenieren [...] Ereignisse, die mittels Medienresonanz die Öffentlichkeit mobilisieren, um ihren Forderungen [...] politisches Gewicht zu verleihen" (19). Als Fälle werden mit dem Brent Spar- und dem Castor-Konflikt zwei gesellschaftliche Kontroversen über den Umgang mit industriellem Abfall auf Basis quantitativer Inhaltsanalysen vergleichend untersucht. In beiden Fällen wird im Rahmen eines zweimonatigen Untersuchungszeitraums (Mai/Juni 1995 beziehungsweise Februar/März 1997) die Berichterstattung ausgewählter Print-Medien und Nachrichtensendungen erhoben und ausgewertet. Die Studie beschreibt - nach einer generellen Darstellung medial erzeugter Mobilisierungsprozesse - zunächst separat die jeweiligen Konfliktverläufe und führt dann die Befunde unter den Gesichtspunkten des Ereignismanagements und der Konfliktdynamik zusammen. Für den methodisch interessierten Leser ist überdies der Anhang mit den bei den Inhaltsanalysen eingesetzten Codebüchern interessant.
Aus dem Inhalt: 2. Die Konflikte um Castor und Brent Spar; 3. Medienresonanz als Mittel politischer Einflußnahme: 3.1 Mobilisierung der Bevölkerung und der Politik durch die Medienberichterstattung; 3.2 Die Schlüsselfunktionen der Medien in publizistischen Konflikten; 3.3 Strukturmerkmale publizistischer Konflikte; 3.4 Thematisierungsprozeß und Thematisierungsebenen. 4. Der Konflikt um Castor in den Medien; 5. Der Konflikt um Brent Spar in den Medien; 6. Ereignismanagement, Medienresonanz und Konfliktdynamik: 6.1 Ereignismanagement im Fall Castor und Brent Spar; 6.2 Der Tenor der Berichterstattung; 6.3 Beachtungsindikatoren im Fall Castor und Brent Spar; 6.5 Dynamik der Konflikte. 7. Die Binnenstruktur des Thematisierungsprozesses: 7.1 Thematische und aktionsorientierte Dimensionen in der Berichterstattung; 7.2 Konfliktbeteiligte Gruppen und Medien als Determinanten der Berichterstattung; 7.3 Die Kausalstruktur in der Berichterstattung; 7.4 Intermedia-Agenda-Setting und Konfliktdynamik; 7.5 Politik zwischen Aktion und Reaktion.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.333 | 2.341
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Harald Berens: Prozesse der Thematisierung in publizistischen Konflikten. Wiesbaden: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/15227-prozesse-der-thematisierung-in-publizistischen-konflikten_17308, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 17308
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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