Skip to main content
/ 22.06.2013
Manfred E. Streit (Hrsg.)

Quo vadis Europa? Beiträge zur europäischen Integrationspolitik

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Contributiones Jenenses 13); 281 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8329-6001-8
Wie stellt sich die Integration der Europäischen Union aus institutionenökonomischer Sicht dar? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Beitragssammlung des emeritierten Jenaer Ökonomen Manfred E. Streit. Hierbei leitet ihn die These, dass eine Integration durch Wettbewerb (ordnungspolitischer Ansatz) einer Integration durch Intervention (steuerungspolitischer Ansatz) immer vorzuziehen ist. Streit stellt fest, dass „die Integration durch Wettbewerb […] zunehmend von Integration durch Intervention abgelöst“ (93) wurde. Der Autor belegt mannigfaltig die ökonomischen Schwierigkeiten, die die Hinwendung zur Interventionsintegration bringt: Sie verhindere den freien Wettbewerb und schade damit dem Wohlstand in der Union. Der Band ist in drei Teile (Ausgangslage, Prozesselemente und Verfassungsprobleme) untergliedert, darin werden sowohl verschiedene historische Etappen des Integrationsprozesses als auch einzelne Politikfelder nach diesen beiden Ansätzen untersucht. Streit hebt immer wieder die Vorteile des Systemwettbewerbs innerhalb der Union hervor und plädiert gegen eine Verlagerung sämtlicher Entscheidungsprozesse auf die supranationale Ebene, da er eine Inflation der Gemeinschaftsaufgaben befürchtet, die keinerlei wettbewerbliche Anreize für die einzelnen privaten und öffentlichen Akteure mehr bieten. Gerade der Systemwettbewerb als Entdeckungs- und Kontrollverfahren schaffe die beste Grundlage für ein prosperierendes Funktionieren der Europäischen Union, mit anderen Worten: „weniger an Integration von oben wäre zugleich mehr“ (155). Die Beiträge lassen ein breites und zugleich tiefes ökonomisches Verständnis der Funktionsweise der Europäischen Union erkennen. Schade, dass einige abgedruckte Beiträge fast 15 Jahre alt und damit wenig aktuell sind. Andererseits hat Streit bereits zu Beginn der Währungsunion vorausschauend auf die „kreative Buchhaltung“ (262) einiger Mitgliedsländer aufmerksam gemacht und die Befürchtung geäußert, dass diese langfristig zu großen Problemen der Gemeinschaft führen könnte.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.53.23.1 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Manfred E. Streit (Hrsg.): Quo vadis Europa? Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33870-quo-vadis-europa_40582, veröffentlicht am 23.02.2012. Buch-Nr.: 40582 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA