/ 27.02.2014
Michael Haller (Hrsg.)
Rechtsterrorismus in den Medien. Der Mörder Breivik in Norwegen und die Terrorzelle NSU in Deutschland – Wie die Journalisten damit umgingen und was sie voneinander lernen können
Berlin: Lit 2013 (Medien: Forschung und Wissenschaft 32); 192 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-12297-1Der NSU‑Untersuchungsausschuss hat die massenhaften Versäumnisse auf nahezu allen Seiten aufgedeckt. Auch die Medien haben (nicht nur) nach Ansicht des Herausgebers einen Anteil daran, dass die Mitglieder des NSU über Jahre hinweg unerkannt blieben: „Das grandiose Scheitern der Strafverfolger geht auf deren Vorurteil zurück, welches auch von den Journalisten ein Jahrzehnt lang nachgeplappert und als Tatsache verbreitet wurde: Terroristen verstehen ihre Mordtaten als Propaganda, sie brüsten sich damit und sie schweigen nicht.“ (15) Auch mit Blick auf die ebenfalls erschütternden Terroranschläge, die Anders Breivik verübte, beleuchtet der Sammelband die Aufgaben und Funktionen des Journalismus im Umgang mit Rechtsterrorismus. Die im Band abgedruckten Beiträge der deutschen und norwegischen Journalisten und Medienforscher sind das Ergebnis eines im November 2012 von der Willy‑Brandt‑Stiftung und der Hamburg Media School veranstalteten Symposiums. Robert Berlin hat die Lokalberichterstattung über den Rechtsextremismus am Beispiel der Pirnaer Ausgabe der Sächsischen Volkszeitung und der Wurzener Ausgabe der Leipziger Volkszeitung untersucht und außerdem Tiefeninterviews geführt. Sein Ergebnis ist wenig überraschend und gerade deswegen beunruhigend: Den Lokaljournalisten fehlt oft die Zeit für eine gründliche Recherche, eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus findet nicht statt. Darüber hinaus macht Berlin auf einen weiteren heiklen Punkt aufmerksam: Eine nüchterne und sachliche Berichterstattung werde ausgerechnet durch den Konsens der Journalisten darüber, dass man gegen rechts zu sein habe, erschwert. Lutz Tilmanns wertete die 2011 und 2012 beim Presserrat eingegangenen Beschwerden und seine Urteile aus und konzentrierte sich dabei auf Beschwerden rund um das Thema Rechtsterrorismus und Rechtsextremismus. Sein Ergebnis deckt sich mit dem von Berlin: Für eine qualitativ hochwertige Berichterstattung über Rechtsextremismus bedarf es des journalistischen Handwerkszeugs, einer ausreichenden Recherchezeit sowie einer umsichtigen und kontinuierlichen medialen Auseinandersetzung mit dem Thema.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.22 | 2.61 | 2.25 | 2.333 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Michael Haller (Hrsg.): Rechtsterrorismus in den Medien. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36791-rechtsterrorismus-in-den-medien_44830, veröffentlicht am 27.02.2014. Buch-Nr.: 44830 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenM. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
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