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/ 31.05.2013
Wilhelm Hofmann

Repräsentative Diskurse. Untersuchungen zur sprachlich-reflexiven Dimension parlamentarischer Institutionen am Beispiel des englischen Parlamentarismus

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1995 (Veröffentlichungen aus dem DFG-Schwerpunktprogramm Theorie politischer Institutionen); 310 S.; brosch., 78,- DM; ISBN 3-7890-3937-3
Politikwiss. Diss. Augsburg; Erstgutachter: T. Stammen. - Ausgangspunkt ist die These, daß die Institution Parlament sich im reflexiven Diskurs selbst beschreiben muß, um ihre Funktionen, ihre Legitimation und ihre spezifische Form zu bestimmen. Am Beispiel des englischen Parlamentarismus wird diese notwendig sprachlich reflexive Selbstbeschreibung untersucht, durch die Analyse von Texten der politischen Theorie, von Verfahrenstraktaten und vielen Debattenbeiträgen. Dabei arbeitet der Autor "en passant" einen großen Teil der Geschichte des englischen Parlamentarismus auf, von den vormodernen Ursprüngen bis ins 19. Jahrhundert. Hofmann hält einerseits die sprachliche Selbstreflexion des Parlaments für notwendig, um als Institution zu überleben. Nur durch die regulative Idee einer Kommunikationsgemeinschaft könnten "Ordnungsvorstellungen" generiert werden, die "die Folie für eine reale Kommunikation bilden und sie ermöglichen" (298). Andererseits führten reflexive Diskurse, die zur Veränderung der institutionellen Selbstbeschreibung führten, immer wieder dazu, daß der Sinn parlamentarischer Repräsentation neu bestimmt werden müsse. Der Titel der Monographie gewinnt somit eine doppelte Bedeutung: Zum einen erfolgt die Repräsentation von Institutionen durch sprachliche Selbstreflexion in Diskursen - sie repräsentieren und konstituieren letztlich das Selbstverständnis einer Institution; zum anderen führen reflexive Diskurse hinsichtlich des Parlaments zwangsläufig inhaltlich zu seiner Infragestellung als repräsentative Institution. Inhaltsübersicht: I. Zum Stand der Institutionentheorie in der Politikwissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der Diskussion im DFG-Schwerpunktprogramm "Theorie politischer Institutionen". II. Institutionen, Sprache und Historizität: 1. Institutionelle Ordnung und Bewußtsein; 2. Die Opposition von Geschichte und Anthropologie; 3. Sprachlichkeit als anthropologisches Fundament einer institutionentheoretischen Rekonstruktion von Geschichte; 4. Die Institution Parlament und der Diskurs. III. Rekonstruktion: 1. "Ut quod omnes tangit ..." - die Konstitution des parlamentarischen Diskurses; 2. Personalität und Verbindlichkeit parlamentarischer Diskurse; 3. Die innere Ornung des Diskurses. IV. Zusammenfassung: Repräsentation und Reflexion.
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.242.212.61 Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Wilhelm Hofmann: Repräsentative Diskurse. Baden-Baden: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/351-repraesentative-diskurse_98, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 98 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA