In diesem Essay ergänzt Enzensberger seine zivilisationskritischen Schriften um eine Betrachtung der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Einrichtungen der Europäischen Union. Wenig überraschend ist es die Europäische Kommission, die für ihn im Mittelpunkt dieser Institutionenkritik steht. „Diese Beamten vertreten die Staatsraison eines Staates, den es gar nicht gibt.“ (34) Das von ihm bemühte Spektrum bildhafter Annäherungen an das vielgestaltige Monster Brüssel reicht von einer banalen Karikaturisierung kruder Länderproporze und selbstreferenzieller EU-Bürokraten bis hin zu bedenkenswerten Punkten, die allesamt in sprachlicher Vollendung leicht vorgetragen werden. „Kann es sein, daß Demokratie, so wie wir sie nach 1945 mühsam und ungenügend gelernt haben und wie wir sie gewohnt sind, auf supranationaler Ebene gar nicht funktionieren kann [...]?“ (50) Die fehlende Gewaltenteilung, eine unbarmherzige Herrschaft durch Verfahren und die quasi naturgesetzliche Notwendigkeit fortwährenden Wachstums treten als weitere Monita hinzu. Abschließend bliebe gemäß der Marquard’schen Maxime nur der Wunsch, dass manche, die die Welt verändern möchten, sie doch lieber verschonen sollten – oder die tröstliche Erkenntnis: „Heute verbinden uns die zivilen Netze stärker als alle Abkommen“ (67).