/ 09.04.2015

Nicola Gotthardt
Serbische Studierende in Deutschland. Motive und Rahmenbedingungen von Migration, Bleiben und Rückkehr
Berlin: Lit 2014 (Studien zu Migration und Minderheiten 30); XVI, 342 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-643-12772-3Diss. Münster; Begutachtung: D. Thränhardt, K. Schubert. – Nicola Gotthardt beschäftigt sich mit der studentischen Migration von Serbien nach Deutschland. Ihr geht es dabei nicht nur um deren Ursachen und Auswirkungen für Deutschland, sie fragt auch nach den Konsequenzen, die sich dann ergeben, wenn die Studierenden nicht in ihr Heimatland zurückkehren. Gotthards analytischer Blick gilt vor diesem Hintergrund den Faktoren und hintergründigen Entwicklungen sowohl im Zielland Deutschland als auch im Ursprungsland Serbien. Neben dem ökonomischen Kontext, in dem studentische Migration erfolgt, berücksichtigt die Autorin zudem die strukturellen Rahmenbedingungen der Bildungsmigration (u. a. das Hochschulsystem Serbiens, die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und der EU). Sie zeigt dabei, dass die Hürden für ein Studium in Deutschland – allen voran die Finanzierung und die Zulassung zum Studium – auch durch die Förderung von Mittlerorganisationen sowohl erhöht als auch verringert werden können. Warum dennoch so viele serbische Studierende (2012 waren es mit über 1.000 circa zehn Prozent aller serbischen Auslandsstudierenden) nach Deutschland aufbrechen, klärt Gotthardt im zweiten Teil ihrer qualitativ‑empirisch Analyse anhand von 27 Leitfaden‑Interviews. In der vergleichenden Analyse von nach Serbien zurückgekehrten, in Deutschland gebliebenen und derzeit aktiv studierenden Serbinnen und Serben arbeitet sie die Diversität der Motive, Faktoren und Möglichkeiten für eine Migrationsentscheidung heraus. In allen Fällen auffällig sei der bereits vorher bestehende private oder sprachliche Bezug zu Deutschland. Zusammengenommen wird nach Gotthardt „studentische Migration […] sowohl von interpersonalen als auch von institutionalisierten Netzwerken befördert“ (278) und könne selbst zu einem Netzwerk für zukünftige Migration werden. Gotthardt empfiehlt angesichts der Folgen einer Nichtrückkehr von Studierenden, durch die sich auch das im Falle der studentischen Migration besonders ausgeprägte Spannungsfeld zwischen Wirtschafts‑, Wettbewerbs‑ und Entwicklungspolitik zeigt, studentische Migration nicht staatlich zu begrenzen. Vielmehr gelte es, durch die Stärkung von Rückkehranreizen – beispielsweise Non‑Degree‑Auslandsaufenthalten, der Einbindung von Diasporanetzwerken und einer Stärkung des serbischen Hochschulsystems durch die Einwerbung von Drittmitteln – diese Form von Migration zum Vorteil aller Seiten zu gestalten.
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Rubrizierung: 2.35 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Nicola Gotthardt: Serbische Studierende in Deutschland. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38279-serbische-studierende-in-deutschland_46584, veröffentlicht am 09.04.2015. Buch-Nr.: 46584 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA