Angesichts der von Marcelo Caetano verfolgten aggressiven Kolonialpolitik erhoben sich am 25. April 1974 Angehörige der portugiesischen Armee gegen ihren rechtsorientierten Diktator. Der zunächst ausschließlich von den Streitkräften geplante Putsch wurde schnell von der Zivilbevölkerung mitgetragen und führte schließlich zur Beendigung des diktatorischen Estado Novo und zur Unabhängigkeit der allermeisten portugiesischen Kolonien. Während der fast unblutig verlaufenden Auseinandersetzungen konnten sozialistische Anhänger zunächst maßgebende Erfolge wie Verstaatlichungen erringen, schlussendlich setzte sich aber eine gemäßigte Regierung durch, die eine parlamentarische Demokratie etablierte. Wie in der Reihe „Bibliothek des Widerstands“ häufiger der Fall, ist auch dieses Buch nicht im Hinblick auf eine konkrete und in der Einführung explizit gemachte Fragestellung hin konzipiert, sondern widmet sich allgemein dem im Titel vorgegebenen Thema. Jedoch weist Raquel Varela zumindest darauf hin, dass dieses Buch „polemisch [ist], da es unterschiedliche und theoretisch divergierende Blickwinkel vereint“, denen jedoch gemein ist, dass ihre Autoren davon ausgehen, dass Geschichte als ein Prozess zu begreifen ist, „der von sozialen Individuen, Klassen und ihren Fraktionen gemacht wird und für die Erklärung des historischen Prozesses den sozialen Konflikt heranziehen“ (16). Die angekündigte sozialistische Stoßrichtung der Autoren verwundert in Anbetracht der Reihe nicht und wird auch bei der Lektüre der einzelnen Beiträge sogleich deutlich. Sucht der Leser also für Politikwissenschaftler relevante Analysen, sind sie nur aus einer sozialistischen – und also einer auf Klassenkämpfen beruhenden – Betrachtungsweise enthalten. Die Beiträge sind überwiegend historisch-rekonstruierend angelegt, die Autoren stellen die Ereignisse vor, am und nach dem 25. April 1974 dar, weisen auf die Situation in den portugiesischen Kolonien sowie die Errungenschaften der sozialistischen Bewegung zwischen März und Juli 1975 hin und betrachten die dann anschließende „Konterrevolution“ (35).