/ 11.06.2013
Rolf Steltemeyer
Utopie oder Realität? Die Europäische Union auf dem Weg zu einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1998 (Nomos Universitätsschriften: Politik 90); 254 S.; 89,- DM; ISBN 3-7890-5735-5Diss. Heidelberg; Gutachter: K. von Beyme. - Die Studie widmet sich schwerpunktmäßig der organisatorischen und institutionellen Entwicklung der Europäischen Politischen Zusammenarbeit (EPZ) bzw. der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) von der Begründung der EPZ in den 70er Jahren bis in die jüngste Vergangenheit, in der die durch den Maastrichter Vertrag zur GASP fortentwickelte außenpolitische Zusammenarbeit der EG/EU-Staaten durch die Bestimmungen des Vertrags von Amsterdam erneut ausgebaut worden ist. Das Ziel der Arbeit "ist eine kritische Bestandsaufnahme, die versucht, die EPZ/GASP aus ihrer geschichtlichen Entwicklung heraus bis zur Gegenwart zu begreifen" (16). Der Autor war nach eigenen Angaben darum bemüht, mit der Vorlage seiner Studie die Lücke einer "Gesamtdarstellung der EPZ/GASP" (18) in der Literatur zu schließen, wobei er insbesondere die Entwicklungsgeschichte der GASP in den 90er Jahren in seine Gesamtdarstellung einfließen lassen möchte, als Novum im Vergleich zu vorliegenden Werken.
Im großen und ganzen gelingt es dem Verfasser dabei nicht, seinen hochgesteckten Anspruch einzulösen. Nach der Präsentation einer Reihe von theoretischen Ansätzen zur EPZ/GASP, die im weiteren Verlauf nur sehr selektiv wieder aufgegriffen werden, wird die hinlänglich bekannte Entstehung und Entwicklung der EPZ und schließlich deren Fortentwicklung zur GASP nachgezeichnet. Insbesondere in der sich daran anschließenden Darstellung des institutionellen Aufbaus, bei der der Verfasser versucht, die Regelungen der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) und den Vertrag über die Europäische Union (EUV) in seinen beiden Fassungen zu berücksichtigen, geraten die Ausführungen insgesamt sehr oberflächlich und teilweise fehlerhaft. Oft werden die Regelungen der EPZ und der GASP in der Darstellung vermischt, manchmal wird direkt von den Bestimmungen der EPZ zu denen der GASP in der Amsterdamer Fassung gesprungen. Vereinzelt ist auch der Gebrauch der Terminologie unrichtig - so sind die finanziellen Ausgaben im Zusammenhang mit der GASP mit dem Amsterdamer Vertrag keineswegs zu "obligatorische[n] Ausgabe [n] im EU-Haushalt" geworden (106). Wenig sinnvoll erscheint überdies die Aufnahme zweier Fallbeispiele (Ex-Jugoslawien und Zypern) auf wenigen Seiten - auf die sogar im Buchrückentext gesondert hingewiesen wird, wodurch beim Leser eine gewisse Erwartungshaltung entsteht -, womit der Autor die Handlungsfähigkeit oder -unfähigkeit der EG/EU-Staaten demonstrieren möchte. Diese Darstellungen geraten auf diesem engen Raum gezwungenermaßen völlig verkürzt; außerdem muß die Einbeziehung der europäischen Zypernpolitik als Fallbeispiel ohnehin hinterfragt werden, da hier die Aktivität der EPZ/GASP bislang äußerst gering war. Die Assoziierungspolitik der EU, die statt dessen dargestellt wird, fällt nicht unter die gewählte Thematik der Studie. Obgleich das Literaturverzeichnis recht umfangreich erscheint, finden sich darin fehlerhafte Jahres- oder Titelangaben und man vermißt dennoch einige Standardwerke zum Thema.
Axel Lüdeke (AL)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 3.6 | 3.3
Empfohlene Zitierweise: Axel Lüdeke, Rezension zu: Rolf Steltemeyer: Utopie oder Realität? Baden-Baden: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11027-utopie-oder-realitaet_13037, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 13037
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Dr., Politikwissenschaftler.
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