/ 20.02.2014
Tobias Kunstein
Where Economists and Diplomats meet. A Neo-institutionalist Analysis of the External Representation(s) of the Euro Area
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Studies on the European Union 9); 281 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8487-0364-7Diss. Köln; Begutachtung: W. Wessels; W. Leidhold. – Wie wird die Eurozone nach außen repräsentiert? Welche in‑ und externen Einflussfaktoren haben seit Gründung der Währungsunion zu ihrem Status quo geführt? Welche Generalisierungen können aus den beobachteten Mustern unter Zuhilfenahme der europäischen Integrationstheorien – gerade auch mit Blick auf Fragen der demokratischen Legitimation – abgeleitet werden? Zur Beantwortung dieser Fragen geht Tobias Kunstein induktiv vor und bedient sich eines neo‑institutionalistischen Ansatzes. Seine empirische Analyse beruht vor allem auf einer qualitativen Auswertung von Dokumenten und Experteninterviews. Ausgangspunkt der Untersuchung bildet – mit Verweis auf Tommaso Padoa‑Schioppa – die interessante Feststellung, dass die europäische Wirtschafts‑ und Währungsunion in der Vergangenheit vornehmlich als ein nach innen gerichtetes Integrationsprojekt zur Vergemeinschaftung einzelner Policies, aber nicht so sehr als Projekt zur Bewältigung globaler Herausforderungen interpretiert wurde. In der Tat wird in der gegenwärtigen Finanz‑ und Wirtschaftskrise deutlich, dass diese starke Binnenorientierung von den Märkten nicht goutiert wurde. Kunstein widmet sich ausführlich der asymmetrischen Struktur der Währungsunion, die zwar zur Vereinheitlichung der Geld‑, nicht aber der Finanz‑ und Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten geführt habe. Ein weiteres Problem sei geografischer Natur, denn die Mitglieder von EU und Eurozone sind nicht deckungsgleich. Diese beiden Fakten seien auch im Hinblick auf die Repräsentation der Eurozone nicht folgenlos geblieben. Deshalb zeichnet der Autor mithilfe einer historisch‑vergleichenden Auswertung der jährlichen „Broad Economic Policy Guidelines (BEPGs)“ (31) die Entstehung und den sukzessiven Ausbau der Währungsunion und ihrer Repräsentationsstrukturen gegenüber der Welthandelsorganisation und dem Internationalen Währungsfonds nach, um so die Positionen der beteiligten Akteure zu eruieren. Kunstein kommt zu dem Ergebnis, dass die Vertretung der Eurozone auf der globalen Bühne – trotz der Erfahrungen in der Krise – immer noch stark intergouvernemental geprägt sei. Eine neofunktionalistisch erklärbare Sogwirkung, die infolge der Vergemeinschaftung der Geldpolitik quasi‑automatisch zur Herausbildung eines „Eurozonen‑Außenministers“ (241) führe, lasse sich bis heute nicht feststellen. Grund dafür sei das noch immer von den Mitgliedstaaten für sich reklamierte alleinige Außenvertretungsrecht. Eine gemeinschaftliche Repräsentation der Eurozone bleibt deshalb, so das Fazit, weiterhin Zukunftsmusik – auch wenn Ratspräsident Herman Van Rompuy erste Reformvorschläge dazu vorgelegt hat.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 3.6 | 3.3 | 3.5
Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Tobias Kunstein: Where Economists and Diplomats meet. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36751-where-economists-and-diplomats-meet_44382, veröffentlicht am 20.02.2014.
Buch-Nr.: 44382
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Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
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