Skip to main content
/ 22.06.2013
Eva Johanna Schweitzer / Steffen Albrecht (Hrsg.)

Das Internet im Wahlkampf. Analysen zur Bundestagswahl 2009

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 319 S.; 29,95 €; ISBN 978-3-531-17023-7
Im Vergleich zu vorangegangenen Wahlen hat die Bedeutung des Internets bei der Bundestagswahl 2009 unbestritten zugenommen, doch sei die öffentliche Debatte über Nutzen und Reichweite des E-Campaigning im Superwahljahr 2009 von vermeintlich gesicherten Allgemeinplätzen geprägt, heißt es im Vorwort zu diesem interdisziplinären Sammelband. Er zielt auf eine nüchterne Bestandsaufnahme über die Nutzung, Wahrnehmung und Wirkung des Internets im Bundestagswahlkampf 2009. Den Analysen liegt ein breites Verständnis computergestützter Wahlkampfkommunikation zugrunde, das neben der Online-Präsenz von Angehörigen des politischen Systems auch Angebote von Wählern, sozialen Bewegungen, der Massenmedien, Einrichtungen der politischen Bildung und weiteren Akteuren umfasst. Damit bieten die Beiträge einen differenzierten Einblick in den Einsatz verschiedener Online-Instrumente sowie deren Reichweite und Akzeptanz gleichermaßen auf der Angebots- wie Adressatenseite. So zeigt sich etwa eine auffallende Zurückhaltung von Direktkandidaten in der Nutzung von Web2.0-Formaten, was auf mangelnde Erfahrungen mit dem politischen Einsatz sozialer Netze in Deutschland zurückgeführt wird. Fest etabliert ist hingegen der Wahl-O-Mat, der 2009 6,7 Millionen Male gespielt wurde. Überwiegend von politisch Interessierten genutzt, spreche er aber auch politikferne Personengruppen an, zeigt Stefan Marschall in seiner Analyse von Umfragedaten. Während politisch Interessierte ihre Parteipräferenz spielerisch überprüfen wollen, stehe bei den Politikfernen die Orientierungssuche im Vordergrund. Unter der Voraussetzung, dass der Wahl-O-Mat bestimmten Qualitätskriterien genügt, so Marschall, könne dieses Instrument somit „einen konstruktiven Beitrag zur Willensbildung vor Wahlen leisten“ (152). Die Annahme, dass allgemein mit der Ausweitung des Internets auch die politische Nutzung dieses Mediums seitens der Wähler in Wahlkämpfen gestiegen ist, können Thorsten Faas und Julia Partheymüller mit ihrer Vergleichsanalyse für die Bundestagswahlen 2005 und 2009 nicht bestätigen. Allgemein stecke die politische Nutzung des Internets in Deutschland „weiterhin in den Kinderschuhen“ (133), lautet ihr Fazit. Trotz dieser und ähnlicher Ergebnisse sieht Christoph Bieber in der Bundestagswahl 2009 „sehr wohl eine Zäsur für das ‚politische Internet’ in Deutschland“ (93 f.); zudem könne der Wahlkampf als „Geburtshelfer des neuen Politikfeldes der ‚Netzpolitik’ betrachtet werden“ (94).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3322.333 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Eva Johanna Schweitzer / Steffen Albrecht (Hrsg.): Das Internet im Wahlkampf. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33446-das-internet-im-wahlkampf_40025, veröffentlicht am 06.10.2011. Buch-Nr.: 40025 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
Neueste Beiträge aus
Repräsentation und Parlamentarismus