Diss. Hamburg; Begutachtung: P. Faulstich. – Jana Trumann fragt, inwiefern die verhärteten Strukturen und das fehlende Vertrauen der Bevölkerung in die Politiker zu dem bestehenden Demokratiedefizit geführt haben. Durch teilnehmende Beobachtungen und Gruppengespräche in den Jahren 2007 und 2008 wird aus mikrosoziologischer Perspektive analysiert, wie politische Bildung und Teilhabe durch „unkonventionelle Formen der Mitgestaltung“ (12) verbessert werden können. Konkret erforscht die Autorin fünf Initiativen aus den Bereichen der (kommunalen) Infrastruktur und des Naturschutzes. Die Auswertung des Datenmaterials belege, dass neben institutionellen Barrieren besonders fehlender Mut zur Beteiligung und eine daraus resultierende Selbstexklusion die politische Partizipation hemmten. Dennoch seien Bürgerinitiativen für politische Entscheidungsträger oftmals kaum kontrollierbar, weshalb sie diese meist mit Respekt und Vorsicht behandelten. Als indirekte Folge der Partizipationsmöglichkeiten passten Politiker deshalb ihre „Handlungsstrategien im Interesse eigener Anerkennung und Machterhaltung“ (250) an. Trumann gelangt zu dem Fazit, dass Bürgerinitiativen als „ein ,Türöffner‘ für politische Partizipation und Bildung betrachtet werden“ (272) sollten. Zugleich fordert sie, „die offerierten Chancen gesellschaftlicher Transformationsprozesse offensiv zu nutzen“ (273). Aus datenschutzrechtlichen Gründen sind die Gruppengespräche und Projektnamen anonymisiert, weshalb die Studie leider etwas unkonkret und relativ schwer fassbar bleibt. Für die aktuelle Debatte über eine Ausweitung direktdemokratischer Einflussnahme kann die Arbeit dennoch einen Beitrag leisten; denn im Gegensatz zu den meisten Publikationen geht die Autorin – aus bildungs‑ und sozialwissenschaftlicher Sichtweise – vom Individuum aus, anstatt primär das konkrete (Groß‑)Projekt und die vorgegebenen Strukturen in den Blick zu nehmen.