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/ 21.06.2013
Oscar W. Gabriel / Bernhard Weßels / Jürgen W. Falter (Hrsg.)

Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 2005

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009; 632 S.; brosch., 49,90 €; ISBN 978-3-531-16413-7
Mittlerweile ist die Publikationsreihe schon zu einer Klassikerin der deutschen Wahlsoziologie geworden. Auch wenn die Konkurrenz einschlägiger Veröffentlichungen zu Wahlen in Deutschland groß ist, ragt dieser Band dennoch durch die Breite der Themen heraus. Die Beschäftigung mit der Bundestagswahl 2005 ist der Kristallisationskern: Der Wahlkampf, die Themen und Kandidaten, Prognosen und Wählerwanderungsbilanzen werden auf unterschiedlichem Abstraktionsniveau analysiert. Die Autoren stellen die Wahl und das Wahlverhalten von 2005 in den Kontext anderer Bundestagswahlen und langfristiger Entwicklungen. In diesem Zusammenhang werden Grundfragen der Wahlsoziologie wieder aufgenommen, etwa die Wirksamkeit sozialer Konfliktlinien, Tendenzen der Regionalisierung des Wahlverhaltens und des Parteiensystems oder der Zusammenhang von Bildung und Parteibindung. Der Beitrag von Rattinger und Schoen zeigt auf der Grundlage einer dreiwelligen Paneluntersuchung, dass der Anteil von Wechselwählern in Deutschland wohl deutlich größer ist, als bislang angenommen und der der klassischen Stammwähler, die immer derselben Partei ihre Stimme geben, in Westdeutschland nur bei einem Drittel, in Ostdeutschland sogar nur bei einem Fünftel aller Wähler liegt. Kaspar und Falter finden Anzeichen einer allmählichen Konvergenz des Wahlverhaltens in Ost- und Westdeutschland bei der Bundestagswahl 2005. Es stellt sich aber heraus, dass der Einfluss politischer Einstellungen, wie die Demokratiezufriedenheit oder die Parteibindung, auf die Nichtwahl bzw. auf die Parteiwahl in Ost und West durchaus unterschiedlich ist. Etwas mehr als nur Grundkenntnisse in Mathematik verlangt der Beitrag von Shikano und Behnke dem Leser ab, der die Form der Verlustfunktion in räumlichen Modellen des Wahlverhaltens auf den Prüfstand stellt. Die implizit häufig angenommene quadratische Form dieser Verlustfunktion wird durch die Analysen nicht gestützt. Etwas aufgesetzt auf die Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 2005 wirken die internationalen Vergleiche am Schluss. Auffällig ist die schlechte Qualität der Grafiken. Auch wenn der Band erst kurz vor der Bundestagswahl 2009 herausgekommen ist, ist er dennoch für alle an Wahlsoziologie in Deutschland Interessierten ein Muss.
Andreas Hallermann (AH)
Dr., Politikwissenschaftler, Referent im Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit, Erfurt.
Rubrizierung: 2.3322.331 Empfohlene Zitierweise: Andreas Hallermann, Rezension zu: Oscar W. Gabriel / Bernhard Weßels / Jürgen W. Falter (Hrsg.): Wahlen und Wähler. Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31303-wahlen-und-waehler_37247, veröffentlicht am 11.11.2009. Buch-Nr.: 37247 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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