/ 30.05.2013
Theresia Theurl (Hrsg.)
Akzeptanzprobleme der Marktwirtschaft: Ursachen und wirtschaftspolitische Konsequenzen
Berlin: Duncker & Humblot 2013 (Schriften des Vereins für Socialpolitik 336); 191 S.; 74,90 €; ISBN 978-3-428-14000-8„In einem Gutachten kommt der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie […] zu dem Ergebnis, dass ‚Eine als ungerecht empfundene Verteilung von Chancen und Risiken […] für viele Bürger den zentralen Kritikpunkt am marktwirtschaftlichen System‘“ (92) darstellt, schreibt die Ökonomin Ulrike Neyer – ein Befund, den auch andere Autorinnen und Autoren in dem Tagungsband aufgreifen. Um diesen zu spezifizieren, beschäftigen sie sich mit verschiedenen Aspekten des Wirtschaftssystems, vorzugsweise mit der Finanzwirtschaft. Zudem wird herausgearbeitet, dass – obwohl von einer knappen Mehrheit der Bevölkerung ein Gerechtigkeitsmangel attestiert wird – auch eine prinzipielle Systemzufriedenheit festzustellen ist. Die erstgenannte Unzufriedenheit wird dabei unterschiedlich begründet. So verweisen Christoph M. Schmidt und Nils aus dem Moore auf die Unzulänglichkeit der Wohlstandsmessung durch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und den Mangel an alternativen Methoden. Carl Christian von Weizsäcker attestiert der Marktwirtschaft aber einen „inhärenten Impetus zur Reform[, der] durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte hindurch erkennbar“ (35) ist, und sieht das Konzept des Ordoliberalismus als Lösung des Dilemmas. Insgesamt präsentieren die Autorinnen und Autoren mit dem Band, hervorgegangen aus der Jahrestagung 2012 des Wirtschaftspolitischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik an der Westfälischen Wilhelms‑Universität Münster, einen für die deutschen Wirtschaftswissenschaften auffallend breiten und kritischen Ansatz der Thematik. Selbst Nachhaltigkeitsindikatoren werden offen von der Politik eingefordert. Trotzdem zeigt sich im Verlaufe des Werkes ein ideologischer Einschlag, Wirtschaftsliberalisierungen und Deregulierungen werden durchweg als positiv deklariert und Ansätze jenseits der Angebotsökonomik als „neo‑romantisch“ (182) abgetan. Gleichzeitig zeigen sich erhebliche Schwächen bei der Erklärung der Euro‑Krise, viel Datenmaterial im Anhang ist veraltet und überholt. Theresia Theurl legt aber insgesamt einen recht objektiven Überblick der Gemengelage im internationalen Finanzsystem vor, der sich aufgrund seines statistiklastigen Aufbaus vor allem an finanzpolitisch Versierte richtet.
Vincent Wolff (VW)
Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.2 | 2.21 | 2.3 | 2.61 | 4.43
Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Theresia Theurl (Hrsg.): Akzeptanzprobleme der Marktwirtschaft: Ursachen und wirtschaftspolitische Konsequenzen Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/239-akzeptanzprobleme-der-marktwirtschaft-ursachen-und-wirtschaftspolitische-konsequenzen_43744, veröffentlicht am 16.05.2013.
Buch-Nr.: 43744
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Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
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