/ 21.05.2015
Peyman Javaher-Haghighi / Hassan Azad / Hamid Reza Noshadi
Arabellion. Die arabische Revolution für Freiheit und Brot von Kairo bis Damaskus
Münster: Unrast 2013; 253 S.; 14,- €; ISBN 978-3-89771-048-1„Die Arabellion hat Freund und Feind überrascht.“ (9) So beginnt das Buch der Autoren um Peyman Javaher‑Haghighi und so lässt sich die Vielzahl der Titel erklären, die mittlerweile über die Ereignisse des arabischen Frühlings erschienen sind – die rasche Ausweitung der Proteste und die bald erzielten Umbrüche bieten Stoff für viele Forschungsarbeiten. Die Besonderheit der Arabellion, stellen Javaher‑Haghighi, Azad und Noshadi heraus, liege in der Abwesenheit von religiösen Motiven: „Die arabischen Völker erhoben sich gegen ihre repressiven Regime, und zwar nicht im Namen der Religion, sondern im Namen der Freiheit, Würde und Gleichheit, nicht als eine religiöse Gemeinschaft […], sondern als mündige Bürger.“ (16) Wie die meisten Autoren sehen sie vor allem in einer neuen rebellischen Jugendbewegung den Motor der Proteste. Diese Generation „war härter von sozialen Problemen betroffen, war gebildeter als ihre Vorgänger und sensibler den Diskriminierungen gegenüber“ (28). Das Autorenteam liefert eine in ihrer Aktualität überholte Analyse der Revolution anhand der drei Fallbeispiele Ägypten, Syrien und Libyen. Syrien falle eine besondere Rolle zu, zähle es doch „zu einem der wichtigsten regionalen Akteure, der die politische Gestaltung des Nahen und Mittleren Ostens seit Jahrzehnten mitprägt“ (115). Die syrischen Proteste blieben lange Zeit friedlich und von Demonstrationen geprägt, bis im Herbst 2011 bewaffnete Kämpfe überhandnahmen. Nach Meinung der Autoren war dies erzwungen durch das Assad‑Regime, das „durch die systematische Unterdrückung der Proteste maßgeblich zur Veränderung der Protestformen sowie zur Radikalisierung der Forderungen“ (134) beigetragen habe. Seitdem befinde Syrien sich im Bürgerkrieg und Baschar al‑Assad halte sich an der Macht, woran die divergierenden Interessen des Auslands nicht unschuldig seien: „Syrien [ist] zum Knotenpunkt unterschiedlichster Interessen regionaler und internationaler Mächte geworden“ (157). Aber auch die Bevölkerung in den anderen arabischen Staaten habe noch viel zu bewältigen. Ein Scheitern der Arabellion wollen die Autoren allerdings (noch) nicht feststellen: „Die Politisierung weiter Teile der Bevölkerung durch Selbstinitiative“ (15) sei als Gewinn zu betrachten.
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Rubrizierung: 2.63 | 2.67 | 2.22 | 2.25 | 2.27 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Peyman Javaher-Haghighi / Hassan Azad / Hamid Reza Noshadi: Arabellion. Münster: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38428-arabellion_44041, veröffentlicht am 21.05.2015. Buch-Nr.: 44041 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA