/ 11.06.2013
Heiner Ganßmann / Michael Haas
Arbeitsmärkte im Vergleich. Rigidität und Flexibilität auf den Arbeitsmärkten der USA, Japans und der BRD
Marburg: Schüren 1999 (Standortdebatte - Eine Reihe der Hans-Böckler-Stiftung); 214 S.; pb., 28,- DM; ISBN 3-89472-195-2Diese im Rahmen der von der Hans-Böckler-Stiftung betreuten "Standortdebatte" publizierte Literaturstudie setzt sich mit der in der wirtschaftspolitischen Diskussion nahezu als Gewißheit behandelten Behauptung auseinander, institutionell bedingte Rigiditäten des Arbeitsmarktes würden Beschäftigungswachstum drosseln und die Gesellschaft mit hohen Arbeitslosenraten belasten. Mit Verweis auf die Beschäftigungsdaten des amerikanischen Modells wird in diesem Kontext auch der Bundesrepublik eine durchgreifende Flexibilisierung der ökonomischen Strukturen empfohlen, die im Kern Lohnabsenkung vor allem in den unteren Segmenten, weitere Einschränkungen in der sozialen Sicherung, Deregulierung im Tarifvertragssystem und flexiblere Arbeitszeiten nach sich ziehen würden. Die Autoren wollen mit ihrer Studie die Debatte auf zwei Wegen versachlichen. Einerseits soll eine systematische Differenzierung zeigen, daß Flexibilität und Rigidität nicht umstandslos als Gegensätze zu begreifen sind. Reale Arbeitsmärkte stellen jeweils eine spezifische "Kombination rigider und flexibler Strukturen" (21) dar, die sich erst mit Hilfe einer typologischen Unterscheidung von Flexibilitätsdimensionen (Arbeitszeit, Einstellungen/Entlassungen, Qualifikationen, Lohnstruktur, Verhandlungssysteme) angemessen beschreiben läßt (14 ff.). Andererseits soll eine vergleichende Darstellung des US-amerikanischen (22 ff.), japanischen (78 ff.) und des deutschen Arbeitsmarktes (125 ff.) zeigen, daß "reale Arbeitsmärkte um vieles "plastischer", variabler oder vielfältiger reagieren können - und müssen - als die am neoklassischen Funktionsideal geschulte Intuition unterstellt" (13). Das vorsichtig formulierte Resümee (195 ff.) macht deutlich, daß die Frage nach der Arbeitsmarktflexibilität immer auch die Frage betrifft, ob und welche gesellschaftlichen Gruppen mit den Anpassungskosten an veränderte ökonomische Rahmenbedingungen stärker belastet werden als andere.
Aus dem Inhalt: 0. Rigidität und Flexibilität auf den Arbeitsmärkten der USA, Japans und der BRD; 1. Flexibilität und Rigidität: 1.1 Arbeitszeitflexibilität; 1.2 Numerische Flexibilität und Mobilität; 1.3 Funktionale und qualifikatorische Flexibilität; 1.4 Lohn- und Lohnstrukturflexibilität; 1.5 Institutionelle Flexibilität und Verhandlungssysteme. 2. Der US-amerikanische Arbeitsmarkt: 2.1 Beschäftigungswachstum; 2.2 Arbeitszeit; 2.3 Löhne und Einkommen; 2.4 Produktivität und Qualifikation; 2.5 Das System der Arbeitsbeziehungen; 2.6 Der US-amerikanische Arbeitsmarkt. 3. Der japanische Arbeitsmarkt: 3.1 Beschäftigung und Arbeitslosigkeit; 3.2 Arbeitszeit; 3.3 Qualifizierung; 3.4 Das japanische Produktionssystem; 3.5 Anpassungsformen auf dem japanischen Arbeitsmarkt; 3.6 Industrielle Beziehungen und Gewerkschaften; 3.7 Lohn und Lohnstruktur; 3.8 Zusammenfassung: Der japanische Arbeitsmarkt. 4. Der Arbeitsmarkt in der BRD: 4.1 Erwerbsbeteiligung und Beschäftigung; 4.2 Arbeitslosigkeit; 4.3 Arbeitszeit und interne Flexibilität; 4.4 Lohnflexibilität; 4.5 Tarifverhandlungssystem; 4.6 Zusammenfassung: Der Arbeitsmarkt in der BRD. 5. Vergleich USA - Japan - BRD: 5.1 Beschäftigung; 5.2 Arbeitslosigkeit; 5.3 Arbeitszeit; 5.5 Lohn. 6. Flexibilität und Rigidität in den USA, Japan und der BRD.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.262 | 2.342 | 2.64 | 2.68
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Heiner Ganßmann / Michael Haas: Arbeitsmärkte im Vergleich. Marburg: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/10104-arbeitsmaerkte-im-vergleich_11949, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 11949
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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