/ 06.06.2013
Hartmut Berg (Hrsg.)
Arbeitsmarkt und Beschäftigung: Deutschland im internationalen Vergleich
Berlin: Duncker & Humblot 2000 (Schriften des Vereins für Socialpolitik N. F. 272); 276 S.; 118,- DM; ISBN 3-428-10009-3Die Arbeit scheint in Deutschland knapp geworden zu sein. Die Arbeitslosenzahlen wollen in den letzten Jahren nicht zurückgehen, trotz vieler wirtschaftspolitischer Bemühungen. Deswegen verwundert es kaum, dass der Wirtschaftspolitische Ausschuss im Verein für Socialpolitik, eine der namhaftesten und einflussreichsten Vereinigungen deutschsprachiger Ökonomen, diese Problematik zum Thema seiner Jahrestagung 1999 in Bayreuth machte.
Die Beiträge des Bandes reichen von der Symptomdiagnose bis zu konkreten Reformvorschlägen. Auf der Suche nach wichtigen Erkenntnissen wird der Blick ins Ausland gewagt. Wie im Spiegelbild sieht man in der Analyse französischer Arbeitsmarktpolitik deutliche Probleme hierzulande: Statt einer konsequenten Förderung der Beschäftigung verwaltet der Staat die Unterbeschäftigung, um sie so sozial wie möglich zu gestalten. Dagegen ist es den USA und den Niederlanden gelungen, durch marktwirtschaftliche Lösungen und neue Konzepte das Beschäftigungsproblem mit beachtlichem Erfolg anzugehen. Die Hoffnung, dass die Europäische Währungsunion automatisch zu mehr Beschäftigung führen wird, ist nicht gerechtfertigt. Vielmehr sollen geeignete ordnungspolitische Maßnahmen bessere Ergebnisse heraufbeschwören. Mit Lohnzurückhaltung, Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, gesellschaftlicher Verantwortung sowie mit dem richtigen politischen Willen und "mit ein bißchen Glück" (115) könnte es auch in Deutschland mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit klappen.
Durch die überwiegend komparativistische Herangehensweise des Vortragsbandes wird weitgehend auf die für Wirtschaftswissenschaftler üblichen mathematischen Ausführungen verzichtet. Er ist daher eine anspruchsvolle, aber dennoch eine zu bewältigende Lektüre, sogar für die Fachfremden.
Inhalt: Ulrich Heilemann: Arbeitsmarkt und Löhne - was haben wir gelernt? Zum Wandel der Tariflohndeterminanten in der Bundesrepublik 1952 bis 1997 (9-38); Ansgar Belke / Wim Kösters: Asymmetrische Schocks, Arbeitsmärkte und finanzpolitische Anpassung in der EWU (39-75); François Bilger: Der französische Arbeitsmarkt (77-99); Kess van Paridon: Arbeitsmarktentwicklung in den Niederlanden seit 1983 (101-120); Horst Giescher / Guido Henkel: Strukturwandel zwischen Produktivitätskriterium und Beschäftigungsziel: Das Beispiel Sachsen-Anhalt (121-146); Renate Neubäumer: Der amerikanische Arbeitsmarkt - ein Modell für die Bundesrepublik Deutschland? (147-193); Rainer Klump: Dialogorientierte Wirtschaftspolitik - Ein Weg zu mehr Beschäftigung? (195-211); Wolfgang Kerber: Korreferat zu Rainer Klump: Dialogorientierte Wirtschaftspolitik - Ein Weg zu mehr Beschäftigung? (213-218); Norbert Berthold / Rainer Fehn: Aggressive Lohnpolitik, überschießende Kapitalintensität und steigende Arbeitslosigkeit: Können Investivlöhne für Abhilfe sorgen? (219-249); Siegfried F. Franke: Flexibel und solidarisch - Programmatische Ansätze in der Arbeitsmarktpolitik Dänemarks (251-276).
Tetyana Lutsyk (TL)
Lizentiat der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen (lic. oec. int.), Doktorandin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Wirtschaftspolitik, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.262 | 2.342 | 2.61 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Tetyana Lutsyk, Rezension zu: Hartmut Berg (Hrsg.): Arbeitsmarkt und Beschäftigung: Deutschland im internationalen Vergleich Berlin: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8739-arbeitsmarkt-und-beschaeftigung-deutschland-im-internationalen-vergleich_14707, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 14707
Rezension drucken
Lizentiat der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen (lic. oec. int.), Doktorandin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Wirtschaftspolitik, Universität Leipzig.
CC-BY-NC-SA