/ 05.06.2013
Werner Ulrich / Johann Binder
Armut erforschen. Eine einkommens- und lebenslagenbezogene Untersuchung im Kanton Bern
Zürich: Seismo 1998; 390 S.; 83,15 DM; ISBN 3-908239-22-2Die Autoren entwickeln zunächst einen mehrdimensionalen Armutsbegriff, der die Erkenntnisse der Lebenslagenforschung verarbeitet und auf die Armutsforschung anwendet. Diese Konzeption ist der Ausgangspunkt ihrer Befragung (telefonische und persönliche Interviews) im Kanton Bern. Deren Ergebnisse erlauben einen Überblick über die quantitative Verbreitung von Einkommensschwäche und Armut einerseits, und über deren sehr unterschiedliche Formen, ihre jeweils typischen Ursachen und Problemkonstellationen sowie die Bewältigungsstrategien der Betroffenen andererseits. Dabei wird deutlich, daß das Armutsrisiko insbesondere mit dem Alter, dem Familienstand, der Haushaltszusammensetzung sowie der regionalen Herkunft zusammenhängt und Schwierigkeiten in den Bereichen Bildung und Arbeit sowie sozialer Integration häufig zu den zentralen Problemen der Betroffenen zählen. Interessanterweise stellen in der Schweiz nicht Kinder ein Armutsrisiko dar (wie in Deutschland), sondern vielmehr das Alleinleben. Außerdem zeigen die Autoren auf, daß die bestehenden Hilfsangebote qualitativ wie quantitativ unzureichend sind und zudem etwa 75 % der betroffenen Haushalte überhaupt nicht erreichen und unterbreiten Vorschläge zur Verbesserung der Armutsbekämpfung. Das Buch bietet zudem im Anhang ein umfangreiches Glossar wichtiger Fachbegriffe der Armutsforschung.
Silke Becker (Be)
Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
Rubrizierung: 2.5 | 2.262
Empfohlene Zitierweise: Silke Becker, Rezension zu: Werner Ulrich / Johann Binder: Armut erforschen. Zürich: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/7112-armut-erforschen_9506, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 9506
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Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
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