/ 05.06.2013
Klaus Lüderssen (Hrsg.)
Aufgeklärte Kriminalpolitik oder Kampf gegen das Böse? Band V: Lernprozesse im Vergleich der Kulturen
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1998; 279 S.; geb., 98,- DM; ISBN 3-7890-5434-8Der Herausgeber will den "erforderlichen Prozeß der Verständigung zwischen strafrechtlichen, kriminologischen und kriminalpolitischen Experten mit der immer stärker beunruhigten Öffentlichkeit in Gang" bringen (10). Dazu versammelt er insgesamt über 58 Beiträge, die die ganze Bandbreite des Themas behandeln. Dementsprechend finden sich auch für Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftler aller Teilgebiete relevante Aufsätze. Die Beiträge, die in ihrer Länge sehr differieren und teilweise allein quantitativ selbst Buchpublikationen rechtfertigen würden, beruhen ganz überwiegend auf Vorträgen im Rahmen von Tagungen der Reimers Stiftung (19).
Aus dem Inhalt: Band I: Legitimationen: Klaus Lüderssen: Moderne Wege kriminalpolitischen Denkens. Einführende Bemerkungen zum gesamten Werk (25-118). 1. Maßstäbe für die Legitimation strafrechtlicher Normen: Ulrich Pothast: Das Rechtfertigungselement Freiheit: Bleibende Schwächen (135-146); Gerhard Robbers: Strafpflichten aus der Verfassung (147-155); Wolfgang Naucke: Die Legitimation strafrechtlicher Normen – durch Verfassungen oder durch überpositive Quellen? (156-175). 2. Die Rechtsgüter und ihre Verletzung: Sebastian Scheerer: Die Ohnmacht der Rechtsgutsidee und die Dominanz der Problemdefinition. Über soziale Probleme, Gesetzgebung und Rechtsgüter am Beispiel des Kokainverbots (179-207). 3. Zurechnungsprobleme; 4. Grenzen der Strafrechtsgeltung, Auflösung der Strafzwecke – unkonventionelle Perspektiven: Michael Baurmann: Zehn Thesen zum Verhältnis von Normanerkennung, Legitimität und Legalität (409-441); Lothar Kuhlen: Illegitimität der strafrechtlichen Normen – Legitimität ihrer Übertretung (442-455).
Band II: Neue Phänomene der Gewalt: 1. Soziologische, politische oder genetische Probleme? Lorenz Schulz: Die Gewalt des Rechts und das Recht der Gewalt. Prolegomena einer Kriminologie der Gewalt (29-101). 2. Politischer Umbruch, Geschlechterrollen, Jugend: Iring Fetscher: Woher kommt die Gewalttätigkeit von (männlichen) Jugendlichen in den beiden Teilen des vereinigten Deutschland? (147-158). 3. Eigene und fremde Kultur: Trutz von Trotha: Basale Zugehörigkeitskonflikte und politische Kultur. Über gewalttätige Fremdenfeindlichkeit in Deutschland (207-243); Otto Triffterer: Reaktionen der Völkergemeinschaft auf neuartige Erscheinungsformen krimineller Gewalt (244-283); Albrecht Wezler: "Dowry Deaths" – Bemerkungen zu einer neuen Form von Gewalt in Indien (284-308).
Band III: Makrodelinquenz: 1. Internationale Wirtschaftskriminalität – Kriminalität im Bereich der industriellen Fertigung: Regina Michalke: Grenzüberschreitende Probleme des Umwelt- und Wirtschaftsstrafrechts in der Verfolgungspraxis der Strafjustiz (29-42). 2. Kriegsverbrechen: Völkerstrafrecht und Völkerstrafverfahrensrecht – neueste Entwicklungen: Herbert Jäger: Ist Politik kriminalisierbar? (121-138); Peter Waldmann: Gesellschaften im Bürgerkrieg. Zur Eigendynamik entfesselter Gewalt (139-169); Heribert Ostendorf: Die Auswirkungen der Nürnberger Prozesse auf die deutsche Justiz sowie für die Errichtung eines internationalen Strafgerichtshofes (170-189); Herbert Jäger: Die Widerlegung des funktionalistischen Täterbildes. Daniel Goldhagens Beitrag zur Kriminologie des Völkermordes (190-206); Akihiro Onagi: Kriegsverbrechen und Japan. - Probleme der Vergangenheitsbewältigung (207-219); Klaus Marxen: Beteiligung an schwerem systematischen Unrecht. Bemerkungen zu einer völkerstrafrechtlichen Straftatlehre (220-236); Otto Triffterer: Gewalt und Völkerstrafrecht. Ein neues Gewaltmonopol zur Bekämpfung von Gewalt? (272-376); Kai Ambos: Zur Bekämpfung der Makrokriminalität durch eine supranationale Strafgerichtsbarkeit. Historische Hintergründe und erste Urteile (377-410). 3. Korruption: Wolf Paul: Korruption in Lateinamerika (413-432); Mark Pieth: "Do ut des" – oder wo beginnt die Kriminalität? Internationale Initiativen gegen die Korruption (433-451).
Band IV: Legalbewährung und Ich-Struktur: 1. Zum theoretischen Konzept: Gertrud Nunner-Winkler: Wider das "Abschaffen des Strafens" (83-106). 2. Konkretisierung: Rechtliche Konsequenzen und praktische Anwendung: Klaus Lüderssen: Resozialisierung und Menschenwürde (109-119). 3. Methodologische Probleme mit dem Konzept und seiner Konkretisierung – am Beispiel der sozial- und rechtswissenschaftlichen Relevanz der Psychoanalyse.
Band V: Lernprozesse im Vergleich der Kulturen: 1. Die Wahl des Paradigmas: Bassam Tibi: Die Entwestlichung des Rechts! Das Hudud-Strafrecht der islamischen Shari'a (21-30); Andrew von Hirsch: Law and Order: Die Politik der Ressentiments (31-43). 2. Politische Einflüsse: Roger Hood: Überlegungen zu Zahl und Zusammensetzung der Strafgefangenen in England und Wales (47-64); Andrew Ashworth: Strafverfahren, Regierungspolitik und die Gelehrten (65-83). 3. Die Sozialwissenschaften: René Lévy: Die moderne französische Kriminologie und ihr Einfluß auf die Kriminalpolitik (87-116); Nicola Lacey: Strafjustiz und Sozialwissenschaften in England (117-130). 4. Wechsel politischer Systeme: Ewa Weigend: Strafrecht und politischer Systemwechsel in Polen (151-166); László Sólyom: Systemwechsel und Veränderungen im Strafrecht in Ungarn aus der Sicht der Verfassungsgerichtsbarkeit (167-224); Andrzej Zoll: Strafrecht als Gradmesser gesellschaftlichen Wandels – Polen (225-234); Klaus Lüderssen: Entkriminalisierung durch Politisierung? (235-261).
Detlef Lemke (Le)
Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 1.3 | 2.2 | 2.21 | 2.262 | 2.61 | 2.62 | 2.35
Empfohlene Zitierweise: Detlef Lemke, Rezension zu: Klaus Lüderssen (Hrsg.): Aufgeklärte Kriminalpolitik oder Kampf gegen das Böse? Baden-Baden: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8318-aufgeklaerte-kriminalpolitik-oder-kampf-gegen-das-boese_10958, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 10958
Rezension drucken
Dipl.-Politologe.
CC-BY-NC-SA