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/ 11.06.2013
Sebastian Harnisch

Außenpolitisches Lernen. Die US-Außenpolitik auf der koreanischen Halbinsel

Opladen: Leske + Budrich 2000; 776 S.; kart., 51,- €; ISBN 3-8100-2735-9
Politikwiss. Diss. Trier; Gutachter: H. Maull. - Diese Arbeit verfolgt ein zweifaches Erkenntnisziel: Zum einen soll eine empirische Untersuchung der amerikanischen Koreapolitik, ihrer Wandlungen und Determinanten geleistet werden: "Die Studie versucht, neue Aufschlüsse über das bisherige und zukünftige Verhalten der USA in dieser wichtigen Schlüsselregion zu geben." (23). Zum anderen verfolgt der Autor ein anspruchsvolles theoretisches Ziel: Die Denkbilder von drei US-Administrationen werden anhand des "Denkbild-Ansatzes" von Alexander George untersucht und damit ein kognitiver beziehungsweise konstruktivistischer Ansatz zur Untersuchung einer bestimmten amerikanischen Außenpolitik herangezogen. Zudem fragt er, ob nachzuweisen ist, dass ein spezifisches Denkbild eine ebenso spezifische amerikanische Koreapolitik determiniert hat, und schließlich bemüht sich Harnisch, seine konstruktivistische Analyse an den eingeführten Erklärungsansätzen zur amerikanischen Außenpolitik abzugleichen und somit Erklärungsdefizite und -leistungen der einzelnen Theoriestränge deutlich zu machen. Trotz des gewaltigen Rechercheaufwandes dieser Arbeit und einer beeindruckenden Fülle von Material bleiben jedoch gerade im empirischen Teil einige Fragezeichen. Wenn der empirische Anspruch der Arbeit sein soll, den Wandel der amerikanischen Süd- beziehungsweise Nordkoreapolitik während und nach dem Ost-West-Konflikt zu untersuchen, sollte man eine vollständige Analyse der Koreapolitik aller Administrationen seit 1948 erwarten. Doch weit gefehlt: Die Politik von Harry S. Truman, Dwight D. Eisenhower, John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson wird in einem kurzen historischen Abriss behandelt, ohne dass jedoch das angekündigte theoretische Instrumentarium Verwendung gefunden hätte. Gerald Ford fehlt ebenso wie George H. Bush völlig; Ronald Reagan taucht als "Epilog des Kalten Krieges" merkwürdig kurz abgehandelt im Kapitel zur Administration Jimmy Carters auf, was nicht recht Sinn machen will. Hier wird also mehr versprochen als gehalten wird, und der Leser kann sich nur schwer dem Eindruck verschließen, dass die Untersuchungsgegenstände so gewählt sind, dass der präferierte Theorieansatz bestätigt wird. Inhaltsübersicht: Die Analyse der US-Korea-Politik und der Denkbildansatz; Die amerikanische Koreapolitik von 1866 bis 1969; Außenpolitische Denkbilder der Nixon-Administration und die amerikanische Südkoreapolitik; Außenpolitische Denkbilder in der Carter-Administration und die amerikanische Südkoreapolitik; Außenpolitische Denkbilder der Clinton-Administration und die Beilegung der nordkoreanischen Nuklearkrise.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.222.642.68 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Sebastian Harnisch: Außenpolitisches Lernen. Opladen: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9334-aussenpolitisches-lernen_14532, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14532 Rezension drucken
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