/ 17.06.2013

Rudolf Hickel / Frank Strickstrock (Hrsg.)
Brauchen wir eine andere Wirtschaft?
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2001 (rororo aktuell); 254 S.; 8,90 €; ISBN 3-499-23045-3Der Titel des Buches spielt ausdrücklich auf den vor 40 Jahren erschienenen ersten Band der Reihe rororo aktuell an, der - herausgegeben von Martin Walser - rhetorisch fragte: "Brauchen wir eine neue Regierung?" Was wir jetzt brauchen - dafür votieren jedenfalls die Autoren, allerdings nicht alle in derselben Entschiedenheit - ist eine andere, nicht mehr auf die neoliberale Programmatik eingeschworene Wirtschaft. Da diese sich nur politisch erreichen lässt, sind die Beiträge zumeist in die Form des Appells gekleidet. So beispielsweise Zinn, der Solidarität gerade in ökonomischen Kontexten als "rational zu bewältigende Ausgabe" fordert (107); Gysi, der eine Politik durchgreifender Umverteilung gegen den "dritten Weg" der Sozialdemokratie setzt (56) oder Hankel, der - ähnlich wie Huffschmid (146 ff.) oder (aus Gewerkschaftsperspektive) Peters (165 ff.) - eine rechtliche Gleichstellung von Kapital und Arbeit verlangt (181 ff.). Texte dieser Art wollen eine breitere Leserschaft erreichen, dafür müssen sie aktuelle Themen aufgreifen und ihre kritischen Absichten eingängig formulieren. Beides leisten die Beiträge - auch mit dem Risiko, dass die vertretenen Positionen in der einschlägigen politischen Debatte nicht (unbedingt) neu sind.
Inhalt: Rudolf Hickel: Die neue Allmacht der Ökonomie. Wir brauchen eine andere Wirtschaft - und eine andere Politik (9-37); Gregor Gysi: Spielräume für eine sozial gestaltende Politik. Der "dritte Weg" der Sozialdemokratie erweist sich als Sackgasse (38-56); Frank Strickstrock: Wer wird Millionär? Die neue kapitalistische Planwirtschaft rechnet mit der Ungleichheit (57-74); Dirk Kurbjuweit: Auf dem Weg zur "Ich AG". Eine Reise durch die McKinsey-Gesellschaft (75-89); Karl Georg Zinn: Der verkaufte Mensch. Über Sein und Sollen des Wirtschaftens im Kapitalismus (90-113); Friedrich Schorlemmer: Erst das Sein, dann das Bewusstsein? Milliarden-Transfers können die Spaltung Deutschlands nicht überwinden (114-128); Lothar Späth: Wirtschaften aus der Mitte. Der Mittelstand sollte die Großunternehmen nicht imitieren (129-135); Ernst Ulrich von Weizsäcker: Der ökologische Faktor. Wie mehr Öko-Effizienz durch technischen Fortschritt möglich ist (136-145); Jörg Huffschmid: Die Zähmung der Konzerne. Wirtschaftsmacht braucht demokratische Gegenmacht (146-164); Jürgen Peters: Wirtschaften ist kein Selbstzweck. Die Gesellschaft braucht Mitbestimmung und Demokratie in den Unternehmen (165-180); Wilhelm Hankel: Erbschaft aus der Sklaverei. Miteigentum statt Mitbestimmung: Warum Arbeit und Kapital rechtlich gleichgestellt werden müssen (181-208); Hermann Scheer: Vorrang für Selbstbestimmung und Umwelterhaltung. Zur Überwindung des Widerspruchs zwischen Globalisierung und Demokratie (209-227); Jean-Claude Juncker: Europa braucht soziale Regeln. Die EU ist mehr als nur eine Spielwiese für Unternehmen (228-231); Jean Ziegler: Wächter in der Nacht. Der Raubtierkapitalismus und seine Folgen - Wo ist Hoffnung? (232-249).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 3.5 | 4.43 | 2.22
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Rudolf Hickel / Frank Strickstrock (Hrsg.): Brauchen wir eine andere Wirtschaft? Reinbek bei Hamburg: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/15163-brauchen-wir-eine-andere-wirtschaft_17229, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 17229
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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