/ 18.06.2013
Joseph S. Nye
Das Paradox der amerikanischen Macht. Warum die einzige Supermacht der Welt Verbündete braucht. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Joachim Kalka und von Bernhard Jendricke, Sonja Schumacher, Rita Seuß, Barbara Steckhan
Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 2003; 293 S.; geb., 19,90 €; ISBN 3-434-50552-0Kurz nach dem Irak-Krieg, die Jubelgesänge der Falken in Washington waren kaum verstummt, begann auch schon der große Katzenjammer. Wie von vielen Beobachtern vorausgesagt, stellte es sich als leichter heraus, einen unterlegenen Gegner militärisch zu besiegen als ein ganzes Land sozial, ökonomisch und politisch wieder aufzubauen. Die USA gerieten schnell an die Grenzen ihrer Macht. Der Umgang mit den Grenzen und den Chancen der amerikanischen Macht ist der Gegenstand des Buchs von Nye, der seit langem an der Harvard Universität lehrt und zwischenzeitlich einmal stellvertretender Verteidigungsminister in der Clinton-Regierung war. Er fragt danach, wie Amerika seine Machtposition dauerhaft sichern kann. Es geht ihm darum „wie wir [die Amerikaner] jene Macht mehren und benutzen können, die aus unseren grundlegenden Werten erwächst, und wie wir uns den großen Herausforderungen stellen sollen, mit denen wir uns im Zeitalter globaler Information konfrontiert sehen" (18). Nye warnt vor der Überbetonung militärischer Macht und greift stattdessen auf die von ihm selbst an anderen Stelle entwickelte Unterscheidung zwischen „hard power" und „soft power" zurück. Seine kluge strategische Analyse der gegenwärtigen Weltlage unter den Bedingungen der Globalisierung führt ihn zu der Schlussfolgerung, dass die USA ihre Position nur dann werden halten können, wenn sie mit anderen Staaten zusammenarbeiten und deren Interessen berücksichtigen. Weiche Macht muss für ihn mindestens gleichrangig mit harter Macht sein. Dabei ist die Definition des nationalen Interesses in einem allgemeinen fortlaufenden Diskussionsprozess von entscheidender Bedeutung. Im letzten Kapitel leistet Nye dazu einen wohlformulierten, klar durchdachten Beitrag. Es geht ihm in erster Linie um die Sicherung der amerikanischen Machtposition. Seine Vorschläge dazu könnten aber kaum europäischer sein und seine strategische Analyse verbindet Wissenschaft und Praxis auf vorbildliche Weise.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.22 | 2.64 | 4.43
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Joseph S. Nye: Das Paradox der amerikanischen Macht. Hamburg: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/18910-das-paradox-der-amerikanischen-macht_21938, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 21938
Rezension drucken
M. A., Politikwissenschaftler.
CC-BY-NC-SA