/ 11.06.2013
Georg Brunner / Boris Meissner (Hrsg.)
Das Recht der nationalen Minderheiten in Osteuropa
Berlin: Berlin Verlag Arno Spitz GmbH 1999 (Göttinger Arbeitskreis Veröffentlichung 482); 418 S.; kart., 78,- DM; ISBN 3-87061-832-9"Seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Systeme in Osteuropa hat sich – für die ignorante westliche Öffentlichkeit überraschend, für den Fachmann erwartungsgemäß – das Nationalitätenproblem als das gravierendste innenpolitische Problem und die größte internationale Herausforderung erwiesen" (39). Deshalb widmen sich Brunner/Meissner in diesem Sammelband, der aus der Wissenschaftlichen Jahrestagung des Göttinger Arbeitskreises 1997 hervorgegangen ist, der rechtlichen Dimension der nationalen Minderheiten in Osteuropa. Dazu werden einerseits die völkerrechtlichen Vorgaben und Regelungskonzepte des Minderheitenschutzes und andererseits die darauf bezugnehmenden innerstaatlichen Minderheitengesetzgebungen in den osteuropäischen Ländern untersucht. Festzustellen ist, daß sowohl die Bindungen der Minderheitenrechte an das Völkerrecht "recht locker" (40) sind und nicht über den Individualrechtsschutz hinausgehen als auch die sich auf die Regelung von Minderheitenrechten in den Verfassungen der osteuropäischen Länder von "unterschiedlicher Tragweite" (43) sind. Minderheitenschutz bleibt also ein dringliches Thema auf der politischen Agenda, zumal es kaum Staaten mit einer homogenen Bevölkerung in Osteuropa gibt. Allein, daß Staaten den Weg der erzwungenen Assimilation oder gar "ethnischen Säuberung" einschlagen können, wie die Serben das in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo getan haben, zeigt, daß der Minderheitenschutz noch längst nicht Bestandteil einer friedlichen Weltordnung ist.
Inhalt: Rainer Hofmann: Das nationale Minderheitenrecht in Osteuropa. Gegenwärtiger Stand und aktuelle Perspektiven. Die völkerrechtlichen Rahmenbedingungen des Minderheitenschutzes (9-37); Georg Brunner: Minderheitenrechtliche Regelungskonzepte in Osteuropa (39-73); Boguslaw Banaszak: Die Rechtsstellung der Minderheiten in Polen (75-90); Mahulena Hosková: Die Rechtsstellung der Minderheiten in der Tschechischen Republik (91-112); Alexander Bröstl: Rechtsstellung der Minderheiten in der Slowakischen Republik (113-129); Jeno Kaltenbach: Die Rechtsstellung der Minderheiten in Ungarn (131-148); Ivan Kristan: Die Rechtsstellung der Minderheiten in Slowenien (149-173); Emil Konstantinov: Die Rechtsstellung der Minderheiten in Bulgarien (175-184); Klaus Schrameyer: Die Rechtsstellung der Minderheiten in Mazedonien (185-230); Günther H. Tontsch: Die Rechtsstellung der Minderheiten in Rumänien (231-254); Claus Neukirch: Die Rechtsstellung der nationalen Minderheiten in der Moldau-Republik (255-276); Georg Brunner: Die Rechtsstellung der Minderheiten in Rußland (277-314); Volodymyr Jevtuch: Die Rechtsstellung der Minderheiten in der Ukraine (315-325); Carmen Schmidt: Die Rechtsstellung der Minderheiten in Estland (327-350); Carmen Schmidt: Die Rechtsstellung der Minderheiten in Lettland (351-366); Andreas Hollstein: Die Rechtsstellung der Minderheiten in der Republik Litauen (367-399); Terng-yaw Lin: Die Rechtsstellung der Minderheiten in der VR China (401-414).
Wilhelm Johann Siemers (Sie)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.62 | 2.23 | 2.68
Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Georg Brunner / Boris Meissner (Hrsg.): Das Recht der nationalen Minderheiten in Osteuropa Berlin: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9745-das-recht-der-nationalen-minderheiten-in-osteuropa_11479, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 11479
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Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
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