/ 18.06.2013
Michaela Entner
Der eritreisch-äthiopische Krieg 1998-2000
Freiburg i. Br.: Arnold-Bergstraesser-Institut 2001 (Freiburger Beiträge zu Entwicklung und Politik 28); IV, 111 S.; 10,- €; ISBN 3-928597-33-7Politikwiss. Magisterarbeit Freiburg i. Br.; Gutachter: H. Weiland. - Die beiden nordostafrikanischen Länder Äthiopien und Eritrea galten Anfang und Mitte der 90er-Jahre in der westlichen Perzeption als Musterländer Afrikas. Umso überraschter zeigte sich die internationale Gemeinschaft, als im Mai 1998 ein Krieg zwischen diesen beiden Ländern ausbrach, der als Grenzkrieg begann, letztlich aber doch in einem flächendeckenden Konflikt mündete. Die Autorin löst sich von dem weit verbreiteten Ansatz, diese militärische Auseinandersetzung auf die Monokausalität von Grenzstreitigkeiten zu reduzieren. Entner richtet ihr Augenmerk auf die historisch engen Bindungen der beiden Länder. Sie beschreibt die Entstehung der äthiopisch-eritreischen Föderation nach dem Zweiten Weltkrieg, die 1991 nach einem 30-jährigen Krieg mit der Unabhängigkeit Eritreas endete. Besondere Bedeutung misst die Autorin dabei der Rolle der beiden Unabhängigkeitsbewegungen der EPLF (Eritrean People's Liberation Front) und der TPLF (Tigray People's Liberation Front) bei. Trotz divergierender Vorstellungen und Ziele kooperierten die EPLF und TPLF sowohl während des 30-jährigen Krieges als auch danach miteinander. "Aus der einstmals militärischen entwickelte sich eine politisch-taktische Allianz" (35). Dennoch, so Entner, handelte es sich dabei primär um Zweckallianzen. Problematisch sei vor allem, dass sowohl die EPLF als auch die TPLF, ungeachtet der offiziellen Version der Förderung des Demokratisierungsprozesses, nach 1991 Scheindemokratien etablierten. Aus dem historischen Aufriss von der Kolonialzeit bis 1998 kristallisiert die Autorin mehrere Komponenten heraus, die zu dem Krieg von 1998 bis 2000 geführt haben. Entner sieht die Ursachen für den Konflikt in erster Linie in der Konjunktion von Grenzstreitigkeiten, gegensätzlichen Wirtschaftspolitiken, die die zwischenstaatliche ökonomische Kooperation zunichte machte und den zumindest latent vorhandenen Spannungen zwischen der EPLF und der TPLF. Als zwei weitere Faktoren benennt sie die Notwendigkeit des Krieges zur Legitimation des Machterhalts der beiden Parteien und das konkurrierende Streben nach hegemonialer Macht in Nordostafrika.
Aus dem Inhalt: 1. Vom Musterland zum Bruderkrieg; 2. Eritreas Geschichte im Spannungsfeld von Unabhängigkeitsbestrebungen und Fremdbestimmung; 3. Eritrea nach dem 30jährigen Krieg: Zwischen erdrückenden Kriegslasten und hoffnungsvollem Neubeginn; 4. Der aktuelle eritreisch - äthiopische Krieg; 5. Erklärungsversuche; 6. Verwirklichung von Großtigray?
Sven Wagener (SWA)
Dipl.-Politologe, M. E. S.
Rubrizierung: 4.41 | 2.67
Empfohlene Zitierweise: Sven Wagener, Rezension zu: Michaela Entner: Der eritreisch-äthiopische Krieg 1998-2000 Freiburg i. Br.: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/17318-der-eritreisch-aethiopische-krieg-1998-2000_19927, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 19927
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Dipl.-Politologe, M. E. S.
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