/ 05.09.2013
Ugo Bardi
Der geplünderte Planet. Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen. Aus dem Englischen von Eva Leipprand, Hans Freundl, Thomas Pfeiffer, Werner Roller, Heike Schlatterer
München: oekom verlag 2013; 355 S.; 22,95 €; ISBN 978-3-86581-410-4Eine nächtliche Satellitenaufnahme Europas, auf der die Lichter der Städte hell bis in das Weltall strahlen, birgt trotz ihrer Schönheit Schrecken in sich, sind doch diese „Lichter auf Energie und Materialen zurückzuführen, die aus dem Bergbau stammen“. Dass die die Bildunterschrift beendende Frage – „Wie lang werden sie noch leuchten?“ (313) – keine rhetorische sein kann, ist nach der Lektüre dieses Buches deutlich ausgeleuchtet. Ugo Bardi, Professor der Chemie an der Universität Florenz, stellt in dieser Analyse, die als 33. „Bericht an den Club of Rome“ ausgezeichnet wurde, die überaus enge Verzahnung der Entwicklung der menschlichen Zivilisation mit der Ausbeutung der sich nicht erneuernden Bodenressourcen heraus. Eingewoben in einen Längsschnitt durch die Geschichte des Anthropozäns, des menschlichen Zeitalters, wird die Förderung von Kohle, Erdöl und Metallen einschließlich der gravierenden Folgen für Mensch und Natur dargestellt. Bardi ergänzt dabei seinen eigenen Text mit kurzen Beiträgen von Wissenschaftlern, die konzentriert Informationen zu einzelnen Aspekten zusammenfassen. Immer wieder wird deutlich, wie sehr die Gier nach Bodenschätzen auch das politische Weltgeschehen beeinflusst und Kriege befördert hat. Und nun rüste sich die Weltwirtschaft, „die letzten auf dem Planeten verfügbaren Erze auszubeuten. Das ist nichts anderes als ein Krieg gegen den Planeten, und zwar ein erbarmungsloser“ (151). Bardi erörtert verschiedene – vermeintliche – Optionen zur Schonung der Ressourcen (wie Recycling oder Substitution) und zeigt die Vergeblichkeit, etwa durch Fracking der Verringerung möglicher Fördermengen entgegenzuwirken. Im Fazit stehen unverrückbar die Tatsachen der Ressourcenerschöpfung und der Zerstörung des Ökosystems. Bardi betont, dass er mit dieser Diagnose nicht alleine steht und verweist u. a. auf das Buch „2052“ von Jorgen Randers (Buch‑Nr. 42871); hinzuweisen wäre aber auch auf „Kollaps“ von Jared Diamond (Buch‑Nr. 28743). Dennoch ist Bardi weit davon entfernt, den Weltuntergang herbeischreiben zu wollen, aber eine Rückentwicklung der menschlichen Gesellschaft – Stichwort: „Degrowth“ (308) – hält er für unvermeidbar. „Teure und verschwenderische Strukturen wie Autobahnen und Flugverkehr“ wird sich die Gesellschaft der Zukunft nicht mehr leisten können. Aber sie wird weiterhin ohne fossile Brennstoffe Strom erzeugen können und sehr wohl über „Internet, Computer, Roboter, Kommunikation über große Distanz, öffentliche Verkehrsmittel, angenehmes Wohnen, Ernährungssicherheit und vieles mehr“ (316) verfügen – nachdem der Krieg gegen den Planeten eingestellt worden ist.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.45 | 2.261
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Ugo Bardi: Der geplünderte Planet. München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36140-der-gepluenderte-planet_44047, veröffentlicht am 05.09.2013.
Buch-Nr.: 44047
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