/ 19.06.2013
Amir Sheikhzadegan
Der Griff des politischen Islam zur Macht. Iran und Algerien im Vergleich
Bern u. a.: Peter Lang 2003 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXII, Soziologie 381); 348 S.; brosch., 58,60 €; ISBN 3-906770-64-8Soziolog. Diss. Zürich; Gutachter: V. Bornschier. - Wie lassen sich die Entstehung und die politischen Erfolge des Islamismus erklären? Sheikhzadegan versucht, diese Frage mithilfe eines eigenen Ansatzes zu beantworten, der die von ihm zu Recht kritisierte Fokussierung auf die scheinbar unabhängige Variable der Religion und Kultur des Islams umgeht, ohne diese jedoch gänzlich zu ignorieren. Vielmehr sieht er die Ursachen des Islamismus in den „modernisierungsbedingten politischen und sozioökonomischen Umwälzungen" (15) in der islamischen Welt der letzten zwei Jahrhunderte. Daher irritiert der häufige Rückgriff auf Begrifflichkeiten wie „islamischer Fundamentalismus" und „politischer Islam", die gerade dieses Faktum verschleiern. Als Fallstudien zieht er die Beispiele Iran und Algerien heran, wobei insbesondere die Diskussion der Iranischen Revolution, welche der Autor als Student der Soziologie an der Universität in Teheran miterlebte, breiten Raum einnimmt. Während das Buch wenig neue Impulse für die politikwissenschaftliche Diskussion des Islamismus liefert, gelingt es dem Autor in beiden Fällen, auf anschauliche Art den Legitimationsverlust der jeweils herrschenden Regime, die sozialen Verwerfungen durch Landflucht und Arbeitslosigkeit sowie den geschickten Populismus der Islamisten nachzuzeichnen.
Lars Berger (LB)
Dr., Lecturer in Middle Eastern Politics and History, University of Salford.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.23 | 2.25 | 2.63 | 2.67
Empfohlene Zitierweise: Lars Berger, Rezension zu: Amir Sheikhzadegan: Der Griff des politischen Islam zur Macht. Bern u. a.: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/20604-der-griff-des-politischen-islam-zur-macht_24040, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 24040
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Dr., Lecturer in Middle Eastern Politics and History, University of Salford.
CC-BY-NC-SA