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/ 22.06.2013
Paul Collier

Der hungrige Planet. Wie können wir Wohlstand mehren, ohne die Erde auszuplündern. Aus dem Englischen von Martin Richter

Berlin: Siedler Verlag 2011; 270 S.; 22,99 €; ISBN 978-3-88680-941-7
Paul Collier will eine Antwort auf ein Schlüsselproblem der Menschheit geben: Die Plünderung von erneuerbaren und nicht erneuerbaren Ressourcen. Collier sieht die sinnvolle Nutzung der Natur gerade für die armen und ärmsten Länder der Welt als die zentrale Möglichkeit, sich aus der Armut zu befreien. Seine zentrale These lautet, dass nur eine Verbindung von Ökonomie und Ökologie zu langfristigem und nachhaltigem Wirtschaftswachstum führen kann. Die Menschheit habe weder die Verpflichtung, „jeden Tiger oder jeden Baum zu schützen“ (27), noch dürfe sie den nachfolgenden Generationen einen kleineren Wert an natürlichen Vermögenswerten überlassen. Zunächst entwickelt er eine „Ethik des Bewahrens“ (41). Diese verpflichtet uns, zukünftigen Generationen mindestens den gleichen Vermögenswert zu hinterlassen, den wir vorgefunden haben. Am Beispiel nicht erneuerbarer Rohstoffe zeigt Collier zunächst auf, welche Fehler bei der Nutzung und Plünderung dieser Ressourcen insbesondere in armen Ländern gemacht wurden. Darauf aufbauend entwickelt er Richtlinien, wie die Wertschöpfungskette von der Erkundung bis hin zur Investition der Erträge sinnvoll organisiert werden kann. Dies setzt – neben den technischen Möglichkeiten – immer auch ein Mindestmaß an guter Regierungsführung in den betroffenen Ländern voraus. Der zweite Teil des Bandes ist dem Umgang mit grenzüberschreitenden Werten beziehungsweise Verbindlichkeiten gewidmet. Am Beispiel CO2 und Fischfang plädiert Collier für eine stärkere Rolle der UN, um eine möglichst effiziente Nutzung der Ressourcen zu gewährleisten. Aus der problematischen Ernährungssituation vieler Länder und den schwankenden Preisen leitet er die Forderung nach einer veränderten Agrarpolitik ab, insbesondere fordert er eine Abkehr vom idyllischen und falschen Bild des Kleinbauern sowie den verstärkten Anbau gentechnisch veränderter Lebensmittel. Colliers Blick auf die großen Probleme der Menschheit ist gleichermaßen visionär wie realistisch, die entsprechende öffentliche Debatte wird wohl bald folgen.
Matthias Seifert (MSE)
Politikwissenschaftler, Lehrer für Gemeinschaftskunde und Englisch, Gymnasium Englisches Institut Heidelberg.
Rubrizierung: 4.452.2 Empfohlene Zitierweise: Matthias Seifert, Rezension zu: Paul Collier: Der hungrige Planet. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33426-der-hungrige-planet_39994, veröffentlicht am 21.07.2011. Buch-Nr.: 39994 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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