/ 21.06.2013

Edward Lucas
Der Kalte Krieg des Kreml. Wie das Putin-System Russland und den Westen bedroht. Aus dem Englischen von Gisela Kretzschmar und Norbert Juraschitz
München: Riemann Verlag 2008; 413 S.; 19,- €; ISBN 978-3-570-50095-8Der britische Journalist Lucas findet starke Worte für das heutige Russland: Das Land habe ein autoritäres Regime, das mit China und Kasachstan auf einer Stufe stehe. Russland funktioniere nur, weil ein autoritärer und bürokratischer Kapitalismus sich auf Bodenschätze, eine effektiv arbeitende Geheimpolizei und linientreue Medien stützen könne. Ein Staat, der nach innen keine Freiheit und Gerechtigkeit zulasse, sei auch nach außen eine Gefahr für die Welt. Für den Journalisten, der von 1998 bis 2002 das Moskauer Büro des Economist leitete, ist klar, dass Russland unter dem Ex-Präsidenten Wladimir Putin zu den Verhaltensmustern der Sowjetära zurückkehrt ist. Schlimmer sei aber, dass der Westen diesen „neuen Kalten Krieg“ (13), wie Lucas ihn nennt, nicht wahrhaben wolle. Seine These lautet: „Der Westen ist dabei, den neuen Kalten Krieg zu verlieren, kaum dass er ihn als solchen erkannt hat.“ (37) Der Autor findet viel Material, um Russland als Reich des Bösen darzustellen. Die dortige Regierung provoziere den Konflikt mit dem Westen, weshalb dieser schnell Gegenmaßnahmen ergreifen müsse. Lucas plädiert dafür, dass Amerika und Europa im Kampf gegen den Kreml gemeinsam vorgehen sollten. Russlands Einzug ins wirtschaftliche und politische Zentrum Europas müsse auf jeden Fall verhindert werden und der Europäischen Union rät er, die diplomatischen Beziehungen zum Land abzubrechen. Für Russlands Verhalten in der Innen- und Außenpolitik kennt der Journalist, der selbst lange in der Region lebte, kein Pardon. Sein Buch liest sich, als gehe von Russland wirklich eine akute Kriegsgefahr aus. In journalistischer Manier spitzt Lucas die Bedrohung Russlands an vielen Stellen aber zu sehr zu. Der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn über die Politik Russlands während der Amtszeit von Wladimir Putin ist nicht zuletzt aufgrund der starken Schwarz-Weiß-Malerei des Autors eher gering.
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 4.22 | 2.62 | 2.61 | 2.24 | 2.2
Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Edward Lucas: Der Kalte Krieg des Kreml. München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28908-der-kalte-krieg-des-kreml_34124, veröffentlicht am 16.06.2009.
Buch-Nr.: 34124
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Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
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